Der Statistiker Gerd Antes hat sich in einem Gespräch mit dem „Focus“ über die Corona-Politik der Merkel-Regierung geäußert. Seine Kritik umfasst vor allem die statistischen Grundlagen der Entscheidungen. Die Regierung von Angela Merkel habe annähernd ein Jahr lang „fast alles versäumt, um das Virus kontrollieren zu können“.
Statt eines Lockdowns, so der Statistiker, wäre der intelligentere Weg, „nur das zu schließen, wo Schaden, hier also Infektionen, angerichtet wird.“ In der Medizin gäbe es eine Initiative „Choosing Wisely“, also „Gemeinsam klug entscheiden“. Damit wäre auch gemeint, den Mut aufzubringen, etwas nicht zu tun.
Daten fehlen
Die entscheidenden Daten aber für eine solche Vorgehensweise würden fehlen. Es bliebe nur die „nüchterne Feststellung“, dass in Deutschland ein Jahr lang „wirklich alles versäumt“ worden sei, was für eine gezielte Vorbereitung notwendig gewesen wäre.
Aktuell konstatiere er eine Hilflosigkeit, die nicht neu sei, sich aber „immer weniger verbergen ließe“. Sie sei nicht überraschend, sondern viel mehr selbst verschuldet.
Wir wüssten einfach zu wenig, und dies gelte für die Entscheidungsträger gleichermaßen. Die allerdings beriefen sich auf vermeintlich „alternativlose“ Maßnahmen. Der Professor der Medizinischen Universität Freiburg hält bei der Frage nach dem richtigen Inzidenzwert eine Vorhersage für schwierig oder unmöglich. Wir wüssten nicht, an welchen Schräubchen gedreht werden müsse, um die Zahlen zu reduzieren.
Gerade bei der Bestimmung der Inektionsorte werde dies sichtbar. Statt auf Basis von Daten zu entscheiden, würden die hohen Zahlen „von morgens bis abends dem Fehlverhalten der Einzelnen zugerechnet“. Zudem würde dies von markigen Worten begleitet.
Die „Privatisierung der Verantwortung“ würde zudem von einem Schulterklopfen der Politik auf ihre eigenen Maßnahmen begleitet.