Geht es nach dem britischen Soziologen Richard Sennett, seien die Epidemiologen in Deutschland naiv. Die Strategie im Umgang mit der Corona-Pandemie sei zu „isolationistisch“, so der Gesellschaftswissenschaftler. „Focus“ erwähnt, dass „es (…) noch vor allem Naturwissenschaftler (sind), die Kanzlerin und Ministerpräsidenten beraten.“
Isolationsregime könnte sich fortsetzen
Der Soziologe betont, das Isolationsregime könne sich nach Corona sogar noch fortsetzen. Es wäre eine „verheerende Fehlentwicklung“ zu glauben, die Isolation sei ein geeigneter Weg für Menschen im Umgang mit einer solchen Krise, so Sennett der „Welt“ gegenüber.
Dies wäre ein echter Fehler. Um die Entwicklungen wieder rückgängig zu machen, würde es ein oder zwei Jahrzehnte benötigen, begründete er seine Kritik. Im Notfall sei es einfacher, Vorschriften aufzustellen, als dann diese Vorschriften wieder zu beseitigen.
Zahlreiche Epidemiologen bezeichnete der Soziologe als soziologisch naiv. Sennet berät die UN in den Segmenten Klimawandel und Städte, was wiederum bedeutet, dass der Wissenschaftler sich auch mit den Vorschriften in den kommenden Jahren beschäftigen wird.
Die reine Isolation, die etwa Karl Lauterbach auch für den Klimawandel schon als Rezept betrachtet (in anderen Worten), der Verzicht, dürfte sich dauerhaft kaum ohne nennenswerte Schäden fortsetzen lassen.
Aktuell lässt sich die Kanzlerin in den Entscheidungsrunde mit den Ministerpräsidenten von Christian Drosten beraten, der Virologe ist, dem RKI-Präsidenten Lothar Wieler, ein Veterinärmediziner oder auch von einer Virologin Melanie Brinkmann und dem Physiker Michael Meyer-Hermann. Diese beiden Berater halten die Zero Covid-Vision für richtig, die harte und strenge Maßnahmen fordert. Es müsse einen radikalen Lockdown geben, damit das Infektionsgeschehen komplett eingedämmt werden könne.
Der Soziologe Sennet wiederum kritisiert bezüglich der Ausgangsbeschränkungen die Vorschläge der hier vertretenen Epidemiologen als „einseitige, verzerrte Wahrnehmung der epidemiologischen Forschung.