Mit dem Corona-Virus waren die deutschen Behörden in den vergangenen Jahren sichtbar überfordert. Mit den Waldbränden sind sie es auch, denn wie ein Experte für die Waldbrandbekämpfung beklagte, müsse in Deutschland „stundenlang“ darüber diskutiert werden, ob ein Löschhubschrauber zum Einsatz kommt oder nicht.
Diese Diskussion wird dabei nicht bei Fachtagungen am grünen Tisch geführt, sondern während der Wald bereits brennt. „Das ist keine moderne Gefahrenabwehr“, kritisiert Ulrich Cimolino, der Vorsitzende des Arbeitskreises Waldbrand im Deutschen Feuerwehrverband in der vergangenen Woche gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Will Deutschland für die zunehmende Gefahr von Waldbränden besser gerüstet sein, müssen mehr Löschhubschrauber angeschafft werden und diese auch schneller verfügbar sein. Helikoptern werden dabei gegenüber Löschflugzeugen bevorzugt, weil sie vielseitiger einsetzbar sind. Sie können nicht nur schwierige Geländeabschnitte präziser anfliegen, sondern auch Personal und Material an- und abtransportieren.
Formulare ausfüllen, wenn der Wald brennt
16 selbständige Bundesländer bedeuten nicht nur in Schulfragen, sondern auch bei der Bekämpfung von Waldbränden 16 verschiedene Regelungen. Ist ein Waldbrand in Nordrhein-Westfalen so groß, dass ein Löschhubschrauber angefordert wird, wendet sich der Einsatzleiter zunächst an die Leitstelle.
Diese leitet die Anfrage an die zuständige Bezirksregierung weiter, welche wiederum das Innenministerium kontaktiert. Dort wird anschließend überprüft, ob Kapazitäten bei der Landespolizei, der Bundespolizei oder bei der Bundeswehr zur Verfügung stehen. Das nimmt ein bis zwei Stunden Zeit in Anspruch, ehe der erste Hubschrauber abheben und in den Einsatz fliegen kann.
Dabei geht es in Nordrhein-Westfalen noch vergleichsweise schnell. In anderen Ländern sei der Verfahrensweg noch komplizierter. Teilweise müssen sogar noch Formulare ausgefüllt werden, berichtet Ulrich Cimolino, und es vergeht noch mehr Zeit, in der der Wald weiter abbrennt, ohne dass ein Löschhubschrauber in den Einsatz geschickt wird.