Der demographische Wandel wird die Zusammensetzung der Arbeitsbevölkerung in Deutschland in den kommenden Jahren sehr stark verändern. Wie stark, das hat das Statistische Bundesamt in seiner jüngsten Berechnung deutlich gemacht. Das Amt geht bis 2030 von einer sinkenden Arbeitsbevölkerung aus, obwohl sich der Anteil der erwerbstätigen Rentner weiter erhöhen wird.
Der anstehende Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge in das Rentenalter wird nach Ansicht des Amtes bis 2030 dazu führen, dass die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland von 43,6 Millionen (2019) auf voraussichtlich 42,6 Millionen Menschen abnehmen wird. Dies entspricht einem Rückgang von rund zwei Prozent.
Bis zum Jahr 2060 wird sich der Rückgang der Erwerbsbevölkerung auf etwa zwölf Prozent steigern, sodass nur noch von 38,5 Millionen Erwerbstätigen ausgegangen werden kann. In dieser Zahl enthalten ist die Erwartung, dass sich der Anteil der erwerbstätigen Frauen auch in den kommenden Jahren weiter erhöhen wird.
Starke Zunahme der Rentner bis Mitte der 2030er Jahre
Massiv verschieben wird sich der Altersdurchschnitt der Bevölkerung. Die Zahl der Erwerbstätigen im Alter von 20 bis 64 Jahren wird überproportional abnehmen. Von den derzeit 41,2 Millionen Menschen dieser Altersgruppe werden bis 2030 noch rund 39,2 Millionen bleiben. Bis 2060 wird sich die Zahl der Erwerbsbevölkerung nochmals auf 35,2 Millionen verringern. Gegenüber dem Stand von 2019 wäre dies ein Rückgang um 14 Prozent.
Im Jahr 2019 lebten in Deutschland rund 18 Millionen Menschen, die älter als 65 waren. Unterstellt man eine moderate demographische Entwicklung, so wird ihre Zahl im Jahr 2037 mit 23,3 Millionen Menschen ihren Höhepunkt erreichen, weil alle Babyboomer dann in Rente sind. Langfristig wird sich die Zahl der Rentner in etwa auf diesem Niveau stabilisieren.
Auf die Kranken- und Rentenversicherungen wird diese Verschiebung dramatische Auswirkungen haben, denn der Altenquotient, der nur die Verteilung zwischen älteren und jüngeren Jahrgängen misst und die Frage der Erwerbstätig ausklammert, wird von 24 im Jahr 1990, über 37 im Jahr 2020 bis 2030 auf 47 steigen. Im Jahr 2060 könnte er sogar bei 57,5 stehen.
Die Lebenserwartung nimmt deutlich zu
Einen zentralen Grund für diese massiven Veränderungen stellt auch die stark gestiegene Lebenserwartung dar. Männer, die im Jahr 1950 65 Jahre alt wurden, hatten noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von fünf Jahren, bei Frauen waren es sieben Jahre.
Ein Mann, der 2017 bis 2019 die Altersschwelle von 65 Jahren erreichte, konnte hingegen davon ausgehen, dass ihm durchschnittlich noch 17,9 weitere Lebensjahre bevorstehen. Bei Frauen lag der Erwartungswert bei 21,1 Jahren.
Bis 2060 dürfte sich die Lebenserwartung weiter erhöhen. Das bedeutet, dass die dann 65-jährigen Männer durchschnittlich noch 21,8 Jahre und die Frauen dieses Alters noch weitere 24,5 Jahre Lebenszeit vor sich haben werden.