Nun hat die US-Notenbank Fed erneut bekräftigt, dass sie die Zinsen auf sehr niedrigem Niveau belassen wird. Die Geldmenge im Dollar-Raum wird weiter steigen. Analog dazu wird dies auch im Euro-Raum passieren. Auch hier bleiben die Zinsen erklärtermaßen auf sehr niedrigem Niveau. Damit wird die Geldmenge zumindest in einem hohen, wenn nicht sogar sehr hohem Tempo weiterwachsen – und so hoch sein wie nie zuvor.
Das wiederum erhöht zum einen die Inflationsgefahr. Ob die Preise steigen, hängt nicht mehr an den niedrigen Zinsen und der steigenden Geldmenge, sondern vor allem an der Umlaufgeschwindigkeit. Sobald die Menschen anfangen, das Geld nicht mehr zu sparen, sondern nach der Pandemie wieder auszugeben, droht eine Preisexplosion.
Zum anderen droht eine massive Umverteilung. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an den sogenannten Cantillon-Effekt – der hier greift.
Der Effekt wird teils lediglich in volkswirtschaftlichen Seminaren gelegentlich erwähnt, aber auch dort ohne große wissenschaftlichen Anklang. In dieser Phase der Wirtschaftspolitik jedoch dürfte der Beitrag bemerkenswerte Prognosekraft haben. Cantillon beschäftigte sich mit der Vermehrung der Geldmenge, wie wir wie sie jetzt stets erleben.
Die Vermehrung der Geldmenge wird nach diesem Effekt sowohl die Einkommenssituation ändern wie auch die bisherigen Vermögensverhältnisse. Gut für die, die bis dato am Ende der Nahrungskette stehen, schlecht für diejenigen, die Plan und Tat auf Mehrung ihres Vermögens ausgerichtet hatten.
Die Theorie nun geht davon aus, dass bei einer solchen Ausweitung der Geldmenge nicht alle Personen zum selben Zeitpunkt den exakt gleichen Anteil des neuen Geldes erhalten. Das ist nur logisch, denn Sie erfahren von dem neuen Geld nichts. Es gibt keine staatliche Ausgabestelle, an der jeder – wie bei einer Währungsreform – einen neuen Anteil erhält.
Das neue Geld wird per Kredit erzeugt, auf Knopfdruck. Dies geschieht sowohl in Banken, die private Kredite ausreichen wie auch über die Zentralbanken.
Daraus folgt – jetzt wieder nach Cantillon -, dass der, der als erster an das neue Geld gelangt, begünstigt ist. Dieser Mensch könne sofort neue Güter kaufen, deren Preise sich auf Basis der bisherigen Verhältnisse noch nicht verändert haben.
Der Effekt ist relativ einfach. Wenn heute neues Geld erzeugt wird, beispielsweise durch einen Kredit an einen Bauherren, wird dieser zu gegebenen Preisen (mit absolut neuem und damit mehr Geld) zum Beispiel Baumaterial einkaufen, das zu Preisen von gestern angeboten wird. Wenn sich die Verhältnisse nicht verändert haben, läuft nun mehr Geld durch den Handel und die Nachfrage selbst (hier zum Beispiel nach Baumaterial, nachdem einfach ein neuer Bauherr dazu gekommen ist) wird sich erhöhen. Die Preise steigen – bei gleicher Produktionsmenge an Baumaterial.
Derjenige, der das neue Geld, das durchgereicht wird, spät erhält, wird mit dem Geld nun weniger Baumaterial erhalten – oder die Preise sind gestiegen.
Wer also als Erster in der Schlange steht, wenn die Geldmenge steigt, ist gegenüber den alten Verhältnissen begünstigt. Wer hinten steht (in der Regel ohnehin am Ende der Nahrungskette oder weil er / sie schon hinreichend Vermögen hat und kein neues Geld nachfragt (per Kredit)), wird über die sinkende Kaufkraft automatisch einen geringeren Vermögenswert haben.
Der Effekt wird auch und gerade jetzt zu besichtigen sein: Die Geldmengenerhöhung bewirkt eine – hier gigantische – Umverteilung. Sind Sie betroffen?