Frühere Krisen haben die Stärke des Goldes in Krisenzeiten immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dabei war es in der Regel unerheblich, ob die Krise allgemeiner, politischer oder wirtschaftlicher Natur war. Trat die Unsicherheit auf, schichteten die Anleger einen Teil ihres Geldes in Gold und Silber um.
Das vergangenen Jahr stellte in dieser Reihe jedoch eine bemerkenswerte Ausnahme dar, denn es stieg insbesondere in der zweiten Jahreshälfte die Inflation. Die Teuerung erhöhte sich dabei nicht nur ein wenig, sondern erfuhr einen kräftigen Anstieg. Noch deutlicher als bei der Konsumentenpreisinflation zeigte sich der Anstieg der Preise bei den Erzeugerpreisen.
Schaut man jedoch auf den Kursverlauf des Goldes im Jahr 2021, stellt sich nicht der Eindruck ein, das Jahr sei von einer erhöhten Inflation geprägt gewesen, denn gerade im inflationsstarken zweiten Halbjahr neigte der Goldpreis tendenziell zur Schwäche. Stark gestiegen ist in dieser Zeit jedoch der Preis des Bitcoins. Er explodierte von 40.000 auf rund 70.000 US-Dollar.
Eine lange Erfolgsgeschichte mit vielen Aufs und Abs
Haben das Gold und die Kryptos damit ihre Rollen vertauscht und sind Bitcoin & Co. die neuen sicheren Häfen der kommenden Krisen? Wer nur auf den Verlauf des letzten Jahres achtet, könnte diesen Eindruck leicht bekommen. Er hat sich in diesem noch sehr kurzen Jahr jedoch rasant in sein Gegenteil verkehrt.
Die Kaufeuphorie beim Bitcoin ist einer regelrechten Ausverkaufstimmung gewichen und es passiert, wovor kritische Stimmen in den vergangenen Monaten immer wieder gewarnt haben: Wenn neue Käufer fehlen, könnte die Bitcoin-Hausse sehr schnell kraftlos in sich zusammenfallen. Genau dies erleben wir gerade.
Gleichzeitig kann sich das lange Zeit verschmähte Gold nicht nur gut behaupten, sondern auch leichte Kursgewinne vollziehen. Sie deuten darauf hin, dass eine alte Liebe nicht so leicht schwindet und die Anleger wohlmöglich wieder einen Wechsel ihres Schwerpunktes vornehmen.
Die Risikoaversion der Anleger nimmt wieder zu
Anleger, die darauf hoffen, könnten erneut auf eine Geduldsprobe gestellt oder sogar vollkommen enttäuscht werden, denn ausgemacht ist die Renaissance des Goldes noch nicht. Für das gelbe Metall spricht aber seine über viertausendjährige Erfolgsgeschichte. Sie endet nicht dadurch, dass sich die Anleger vorübergehend vom Gold entfernen oder gar eine ganze Anlegergeneration das Edelmetall dauerhaft ignoriert und aus ihren Depots verbannt.
Es ist zumindest ein deutliches Zeichen der Stärke, dass das Gold im Januar, während die Aktienmärkte aber auch der Bitcoin zu zum Teil empfindlichen Kursverlusten neigen, das Gold nicht unter die Räder kommt, sondern von den Anlegern gekauft wird, obwohl es bekanntlich keine Zinsen bringt und diese gerade beginnen wieder zu steigen.