Hat man sich als Normalbürger in der jüngsten Vergangenheit vor allem die Frage gestellt, ob man schon bald das nächste Opfer des Coronavirus werden könnte, so lautet die aktuelle und zukünftig wichtigste Frage wohl, wann das eigene Geld auf dem Giro- oder Sparkonto mit dem Virus der negativen Zinsen infiziert wird.
Nahezu täglich werden die Bankkunden durch neue Berichte aufgeschreckt und ihnen allen ist eines gemeinsam: Die Einschläge kommen immer näher. Wie nahe, das zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox. Das Portal ermittelt regelmäßig, wie viele Banken und Sparkassen die sogenannten Verwahrentgelte von ihren Kunden verlangen.
Zum Stichtag 29. Juni hat sich ihre Zahl auf mittlerweile 349 Geldinstitute erhöht. Das sind 171 mehr als Ende 2020 und nahezu täglich kommen weitere Banken hinzu. Damit nicht genug: Viele Geldhäuser ziehen die Zügel weiter an, indem sie den Schwellenwert, ab dem die Strafzinsen auf Guthaben fällig werden, weiter absenken.
Immer größere Institute preschen voran und treiben den Markt
Zuletzt hatte die Direktbank ING angekündigt, den Freibetrag von 100.000 auf 50.000 Euro abzusenken. Inzwischen ist klar, dass auch die Postbank und die Commerzbank ähnliche Schritte vollziehen werden. Verivox hat ermittelt, dass derzeit bereits 102 Institute Kunden mit einer Einlage über 50.000 Euro mit negativen Zinsen zur Kasse bitten.
Je mehr die größeren Geldhäuser im Gleichschritt in die neue Richtung schwenken, umso größer wird die Gefahr, dass auch die kleineren Banken ihnen früher oder später folgen werden. Hinzu kommt, dass mit der auf 50.000 Euro abgesenkten Freigrenze der Boden noch nicht erreicht sein muss.
Noch treffen die Strafzinsen vor allem neue Kunden. Im Hinterkopf sollte man allerdings behalten, dass die Devise „Kleinvieh macht auch (viel) Mist“ aus Sicht der Banken selbstverständlich auch für die zahlreichen Kleinsparer zutrifft. Ihre Guthaben mögen im Einzelfall nicht besonders hoch sein. In Masse dürften sie jedoch bei der EZB zu nicht unerheblichen Kosten für die Banken führen. Diese wird man sich früher oder später sicher vom Kunden zurückholen wollen.