Bislang wirkt es so, als würde die Inflation über uns hereinbrechen – steigende Preise, die sich in den USA mit einem Aufschlag von 4,2 % auch ankündigen. Allerdings droht nach Meinung einiger Experten aus der Volkswirtschaft auch ein anderes Szenario – die Deflation. Die würde noch um einiges bitterer sein.
Deflation: Nichts geht mehr
Die Deflation wird oft definiert als Zustand, in dem eine Volkswirtschaft über zwei aufeinanderfolgende Quartal hinsichtlich der Wirtschaftsleistung schrumpft. Eine Deflation macht sich oft genug in stagnierenden, teils in fallenden Preisen bemerkbar. Dies wäre fatal.
Preise müssen einem zumindest herrschenden Verständnis nach steigen. Eine funktionierende Volkswirtschaft wird eine steigende Wirtschaftsleistung bereitstellen: 1%, 2 % oder 6,7 % wie oft in China Wachstum pro Jahr. Das Wachstum des Waren- und Dienstleistungswertes ist mittel- und langfristig nur dann wahrscheinlich, wenn hinreichend Geld zur Verfügung steht. Die Geldmenge (und hier ein höheres Handelsvolumen, ausgedrückt in Preisen) wird bei einem höheren Handelsvolumen nur dann ausreichen, wenn die Menschen plötzlich schneller handeln, wenn die sogenannte Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigt.
Das ist nur begrenzt möglich. Wird also immer mehr hergestellt und angeboten, ohne dass die Preise anziehen, ändert sich die Umlaufgeschwindigkeit kaum, dann wird Geld relativ betrachtet wertvoller als die Produktmenge. Das ist dann nicht nur ein Zustand, sondern ein Signal.
Wenn das Geld relativ immer wertvoller wird, sinkt die Bereitschaft, es auszugeben – jedenfalls dann, wenn die Menschen beobachten, dass die Preise sogar anfangen zu fallen. Dies kann zu einer regelrechten Lähmung der Wirtschaft führen. Diese Form der Deflation mit starren oder sinkenden Preisen greift durch die Erwartungen der Unternehmen und Haushalte wirtschaftshemmend in den Lauf der Dinge ein.
Ist es so weit? Es ist zumindest nicht auszuschließen. Die steigenden Preise bei Rohstoffen und einigen Produkten, die daraus hergestellt werden (Holzmöbel etwa, Holzhäuser), sind noch kein Signal für dauerhaft steigende Preise. Das Holzangebot soll sogar wieder steigen.
Gibt es aber aus einer vorübergehenden Inflation heraus den Weg zurück in eine Deflation? Am Ende ist das Szenario unwahrscheinlicher. Ein Grund findet sich in China. China hat in den ersten Monaten des Jahres 2020 die Welt – überspitzt formuliert – nicht mehr mit Billigwaren überschwemmt, Covid bremste die Produktion.
Nun steigende die Frachtraten auf den Weltmeeren seit längerer Zeit tendenziell wieder, China hat lange schon die Produktion wieder angefahren. Die Menschen sitzen auf höheren Sparvermögen, die sie 2020 angehäuft haben. Die Sparquote in Deutschland lag zuletzt bei über 15 %. Konfrontiert damit, dass jetzt wieder zunehmend Waren aus Asien ankommen, ist die Kauflust gestiegen – die Inflation ist wahrscheinlicher als eine Deflation.