Die EZB-Direktorin Isabel Schnabel fürchtet eine Krise an den Börsen. Der Kollaps des US-Hedgefonds Archegos habe noch schlimmer ausgehen können, ließ sie den „Spiegel“ wissen. Das Rekordfieber der Börse sieht sie mit Sorge. „Wir beobachten das sehr genau“, so kommentiert sie das Geschehen. Dabei hat die EZB die Rekordkurse ersichtlich gleichfalls befeuert.
Niedrige Zinsen feuern die Aktienmärkte an
Die Börsen sind zuletzt sowohl in Europa wie auch in den USA auf neuen Rekordmarken angekommen. Die EZB-Direktorin sieht das „konjunkturbereinigte Verhältnis von Aktienkursen zu Unternehmensgewinnen“ mittlerweile als teurer oder ungünstiger als vor der Finanzkrise 2008. Mit anderen Worten: Es droht eine große Blase zu platzen.
Sie sei der Meinung, die Bewertungen in der Euro-Zone wären noch begründbar. Hier wird die höhere Gewinnerwartung der Unternehmen als mögliches Motiv betrachtet. „Aber die Risiken steigen, vor allem wenn die wirtschaftliche Erholung den Erwartungen nicht gerecht werden sollte.“
Vor allem der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos allerdings bereite ihr Sorge. Der Hedgefonds ist zwar vergleichsweise bedeutungslos, bringt aber für die Geschäftsbanken einen Milliardenverlust mit sich. Sie sei froh, dass es wegen des Zusammenbruchs und des daraus folgenden Schadens nicht zu einem Schneeballeffekt gekommen sei, sondern sich auf wenige Akteure begrenze. „Ansonsten hätte das zu einer Systemkrise werden können.“
Die EZB-Direktorin deutet allerdings nur an, was ohnehin bekannt ist: Die Finanzmärkte und hier die Geschäftsbanken haben hohe Forderungen in ihren Büchern. Die Verschuldung von Unternehmen etwa hat die Risiken sowohl bei solchen Fonds wie auch für Geschäftsbanken massiv nach oben getrieben. Wenn die Kredite platzen, wären aus anderem Grund als 2008 erneut Vertrauensverluste der Banken untereinander möglich. Die niedrigen Zinsen, von den Zentralbanken selbst herbeigeführt, sind schlicht der Nährboden für die Verschuldungsrisiken – ein Crash wie 2008 bleibt nicht ausgeschlossen.