Die Berichte über hohe Schulden in der westlichen Welt, also in den USA wie auch innerhalb der EU, weiten sich aus. Nun hat der Internationale Währungsfonds (IWF) den Berichten ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Die Corona-Hilfsprogramme sollen verantwortlich sein.
IWF: 2021 werden die Schulden „leicht“ zulegen
Die „FAZ“ zitiert aus einem Bericht, den der IWF am Mittwoch in Washington der Weltöffentlichkeit vorgelegt hat. Demnach ist die Verschuldung „weltweit“ im vergangenen Jahr 2020 auf 97,3 % des jährlichen BIP gestiegen. Das BIP stellt die jährliche Bruttowirtschaftsleistung dar (Bruttoinlandsprodukt). Der Wert sei ein neuer Rekord, heißt es.
Im Jahr 2021 würde das Verhältnis der Schulden zum BIP auf 98,9 % klettern. Dies wäre dann ein neuer Rekordwert. Zur Interpretation: Um die Schulden rechnerisch abzubauen, müssten die Staaten damit praktisch die Produktion der jeweiligen Volkswirtschaft aus einem ganzen Jahr an die Gläubiger abtreten.
Der IWF geht davon aus, dass „in den meisten Ländern (…) die Haushaltsdefizite aber zurückgehen“ dürfte. Denn die Corona-Hilfen würden auslaufen und die Einnahmen – über Steuern – langsam steigen. In den folgenden Jahren würde sich die Verschuldung bei unterhalb von 100 % vom BIP „stabilisieren“. Im Jahr 2019 lag die öffentliche Verschuldung weltweit noch bei annähernd 84 %.
Die Institution geht davon aus, dass die Industriestaaten die Schulden einfacher abzahlen können, denn die Zinsen seien niedriger als für Schwellenländer. Entwicklungsländer, die nicht zur Schwelle in ein geordnetes Wirtschaftswachstum stehen, würden allerdings teils noch nicht einmal Zugang zu den Kapitalmärkten haben.
Deshalb benötige es für Entwicklungsländer Schuldenerleichterungen oder „Zugeständnisse“. Der IWF geht davon aus, dass das Tempo der wirtschaftlichen Erholung vom Fortschritt bei den Corona-Impfungen abhinge.
Die Kritik an solchen Aussichten könnte beträchtlich werden. Denn die Rekordverschuldung würde immens steigen, wenn die Zinsen nicht auf einem dramatisch niedrigen Niveau wären. Die Zentralbanken haben über ihre Instrumente die Zinsen auf ein Rekordniedrigniveau gesenkt – dies sehen Kritiker als indirekte Enteignung der Sparer.
Die Rekordverschuldung hat das Potenzial, über die Explosion der Geldmenge schon bald in eine inflationäre Entwicklung zu münden.