Seit Jahren erleben wir eine Welt, die für den Staat förderlich ist, seine Bürger allerdings um ihre Ersparnisse bringt. Bis in das vergangene Jahr hinein verlief die Enteignung der Sparer weitgehend unbemerkt. Auf Bankguthaben gab es zwar keine Zinsen mehr, doch negative Zinsen mussten von den meisten Bankkunden noch nicht bezahlt werden und die offizielle Inflationsrate war niedrig.
Wer jedoch genau hinschaute, sah schon damals, dass eine große Umverteilung von den Sparern hin zu den Schuldnern im Gange war. Profitiert haben vor allem die hoch verschuldeten Staaten. Obwohl ihre Bonität eigentlich immer weiter abnahm, mussten sie dank der Niedrigzinspolitik der Notenbanken immer weniger Zinsen auf ihre immer höheren Schulden bezahlen.
Wirtschaftlich war das eigentlich eine verkehrte Welt. Doch sie wurde uns als der neue Standard des Finanzsystems verkauft. Dass gleichzeitig die Preise für Immobilien und Aktien in schwindelerregende Höhen kletterten, weil das von den Notenbanken gedruckte Geld auf seiner beständigen Suche nach Rendite alles in die Höhe trieb, was nicht umgehend einen Käufer fand, bemerkten viele zunächst nicht.
In der Zwischenzeit hat sich das Bild zumindest teilweise entscheidend verändert. Die Inflation ist nun auch bei den Konsumentenpreisen angekommen und die Anzeichen dafür, dass sie gekommen ist, um zu bleiben, mehren sich. Auch wenn die Notenbanken weiterhin unverdrossen das Gegenteil behaupten.
Das große Aufwachen hat begonnen
Der Staat profitiert weiter, weil sich seine Schulden immer schneller entwerten. Gleichzeitig steigen mit der Inflation auch die Steuereinnahmen. Die Lohn- und Einkommensteuer zunächst noch nicht, doch dank Mehrwert- und Mineralölsteuer profitiert der Staat bereits jetzt recht kräftig von den stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen.
Nun ist die Inflation, welche sich die Europäische Zentralbank solange gewünscht hat, endlich da. Die Staatsschulden werden relativ zum Bruttoinlandsprodukt entwertet und da der natürliche Zins gezielt ausgehebelt wurde, können selbst die klammsten Staaten ihre ausgeuferten Schulden weiter bedienen.
Bezahlt wird die Zeche wieder einmal vom Sparer. In der Geschichte der Staaten ist dies nichts ungewöhnliches. Selbst wenn es nicht so extrem wird wie 1924, als die Kosten von vier Jahre Weltkrieg mit dem Gegenwert von einem Brot bezahlt werden konnten, müssen die Sparer auch heute wieder um ihre Rücklagen fürchten.