Wichtige Frühindikatoren wie der Philly-Fed-Index in den USA deuten gerade in den Teilkomponenten, welche die zukünftige Preisentwicklung reflektieren, deuten bereits an, dass die inflationäre Entwicklung in den kommenden Monaten deutlich stärker ausfallen wird, als die Notenbanken es derzeit erwarten.
Für die Verbraucherpreis wird auf Jahresfrist ein Anstieg von 4,0 Prozent erwartet, was das Doppelte dessen ist, was die Federal Reserve Bank aber auch die EZB und andere Zentralbanken jahrelang als ihr Inflationsziel ausgegeben haben. Dennoch sollen die Zinsen nach dem Willen der Notenbanker zunächst nicht steigen.
Die im Philly-Fed-Index enthaltenen Zahlen deuten jedoch an, dass die Inflation schon jetzt deutlich höher sein könnte als es die offiziellen Zahlen ausweisen. Dabei sieht die offizielle Prognose für den April 2021 die Teuerung schon bei beachtlichen 4,2 Prozent. Die Teilkomponenten des Index weisen allerdings Werte auf, wie sie im März 1980 und Mai 1981 erreicht wurden. Damals lagen die Inflationsraten bei 14,6 bzw. 9,8 Prozent.
Kritiker mögen an dieser Stelle einwenden, dass die Indexzahlen von 1980 und 2021 nicht 1:1 mit einander vergleichbar sind, weil die Industrie heute im Vergleich zu den Jahren Anfang der 1980er Jahre gemessen am gesamten wirtschaftlichen Aufkommen in den USA einen wesentlich geringeren Stellenwert hat.
Die abnehmende Bedeutung der Industrie bremst die Inflation nicht
Dies ist in der Tat zutreffend, denn der Anteil der Industrie an der gesamten Wirtschaftsleistung lag 1980 noch bei rund 20 Prozent. Heute sind es mit 10,9 Prozent etwas mehr als die Hälfte. Hingegen ist die Bedeutung des Dienstleistungssektors in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Er hat mit einem Anteil von 70,9 Prozent unlängst ein neues Rekordhoch erreicht.
Nicht übersehen werden sollte allerdings, dass die Teuerung bei den Dienstleistungen mit einem Plus von 350 Prozent gegenüber dem Jahr 1980 deutlich höher ausfällt als bei den Verbraucherpreisen, die „nur“ um 233 Prozent angestiegen sind. Die Preise für Häuser und Wohnungen schießen aktuell um rund 20 Prozent in die Höhe. Anfang der 1980er Jahre lag die Teuerung bei den Immobilienpreisen nur bei leicht über zehn Prozent.
Damals zog US-Notenbankpräsident Paul Volcker die Zinszügel massiv an. In der Spitze stiegen die Kreditkosten auf rund 20 Prozent. So gelang es ihm schließlich, die ausufernde Inflation in den Griff zu bekommen. Von derart drastischen Maßnahmen sind wir aktuell meilenweit entfernt.
Der Grund für diese Zurückhaltung ist die Angst der Notenbanken vor einem Zusammenbruch des Finanzsystems, weil gerade die überschuldeten Schuldner nicht in der Lage sind, eine höhere Zinslast zu tragen. Zusätzlich dürften die Börsen bei stark steigenden Zinsen massiv abstürzen und damit die Wirtschaft endgültig über die Klippe der Rezession stoßen.