Es universale Medikament, mit dem gegen die Missstände unserer Zeit vorgegangen wird: das billige Geld der Notenbanken. Wir haben uns seit der Finanzkrise so sehr an diese Medizin und ihre heilende Wirkung gewöhnt, dass ein Leben ohne diese Droge kaum mehr möglich ist.
Wie abhängig die Welt in der Zwischenzeit vom vielen Geld aus dem Nichts und dem nicht enden wollenden Stimulus der Zentralbanken geworden ist, zeigt ein Blick in die zweite Hälfte des Jahres 2018. Damals erhöhte die US-Notenbank Schritt für Schritt die Zinsen und damit die Kosten für frisches Kapital.
Die Konsequenz dieser Maßnahme war eine anhaltende Abwärtsbewegung an den internationalen Aktienmärkten. Sie stoppte im Dezember 2018 erst, als deutlich wurde, dass die Geldschleusen wieder geöffnet werden. Seitdem sind sie nicht nur nicht mehr geschlossen worden, sondern gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wurde noch mehr Geld in die Märkte gepumpt als in den Vorjahren.
Monat für Monat fluten die Notenbanken die Finanzmärkte mit ihren Anleihenkäufen in dreistelliger Milliardenhöhe mit frischem Geld. Dass das Geld allein allerdings keine Probleme zu lösen vermag, zeigt ein Blick auf die jüngsten Wirtschaftsdaten vom Statistischen Bundesamt.
Finanzmärkte und Realwirtschaft entkoppeln sich
Dieses hat ermittelt und am Dienstag veröffentlicht, dass die deutsche Wirtschaft, trotz anhaltend hoher Geldzuwendungen von Seite der Europäischen Zentralbank im ersten Quartal 2021 um 1,8 Prozent geschrumpft ist. Die zuvor gemeldeten vorläufigen Zahlen wurden damit nur ganz leicht nach unten revidiert.
Der Aufschwung, den die zweite Hälfte des Jahres 2020 kennzeichnete, ist damit wieder Geschichte und wie weit die deutsche Wirtschaft immer noch vom Zustand vor der Krise entfernt ist, zeigt ein Blick auf das vierte Quartal 2019. Damals lag die Wirtschaftsleistung um 5,0 Prozent über dem aktuellen Wert.
Trotz dieser eher ernüchternden Zahlen kletterte der DAX am Dienstag zu Beginn der verkürzten Pfingstwoche auf ein neues Allzeithoch. Womit deutlich wird, dass zumindest an der Börse die Medizin des billigen Geldes noch zu wirken scheint, selbst wenn sich die Finanzmärkte damit immer weiter von der Realwirtschaft entkoppeln.