Eine Behördengattung hat im Corona-Jahr 2021 schneller als zuvor gearbeitet. Einem Agenturbericht ist zu entnehmen, dass Finanzämter Steuererklärungen deutlich zügiger bearbeitet haben als im Vor-Corona-Jahr 2019.
49 Tage statt 55 Tage
„Die Finanzämter in Deutschland bearbeiten Steuererklärungen immer schneller. Zwischen Versand der Steuererklärung und Erhalt des Steuerbescheids vergingen im Jahr 2021 im Durchschnitt 49 Tage, berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf eine Auswertung von mehr als 300.000 Steuererklärungen.
Diese wurden über das Online-Steuerportal „Lohnsteuer-kompakt.de“ bei den Finanzämtern eingereicht. Das ist eine Verbesserung von vier Tagen gegenüber 2020. Damals musste jeder, der Geld vom Finanzamt erwartete, durchschnittlich 53 Tage warten. 2019 dauerte es noch 55 Tage.
Im Vergleich der Bundesländer wird aktuell am zügigsten in den Berliner Finanzämtern mit durchschnittlich 43 Tagen gearbeitet, in Hamburg und dem Saarland vergehen rund 45 Tage. In Bremen, Thüringen und Brandenburg dauert es mit im Durchschnitt 56 Tage am längsten. Die Spanne zwischen dem schnellsten und dem langsamsten Finanzamt ist gewaltig: Sie beträgt laut der „Welt am Sonntag“ 51 Tage, also mehr als sieben Wochen. Das schnellste Finanzamt befindet sich demnach im nordrhein-westfälischen Warburg.
Hier lag die durchschnittliche Bearbeitungszeit im Vorjahr bei 32 Tagen. Am Ende der Rangliste steht das Finanzamt Mannheim-Neckarstadt mit einer Durchschnittszeit von 83 Tagen. In die Messung gingen bundesweit all jene Finanzämter ein, bei denen mindestens 50 Erklärungen eingereicht wurden. Das waren 502. Insgesamt gibt es in Deutschland knapp 550 Finanzämter.
Dass die Behörden im Durchschnitt schneller arbeiten, wird in erster Linie auf Fortschritte bei der Digitalisierung zurückgeführt. Es werden Jahr für Jahr mehr Steuererklärungen allein vom Computer bearbeitet, ohne dass noch einmal ein Finanzbeamter die Angaben prüft. 2020 wurden elf Prozent der insgesamt mehr als 20 Millionen Steuererklärungen automatisch bearbeitet, berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Zahlen des Bundesfinanzministeriums. Für 2021 gehe das Ministerium erneut von einer „moderat gestiegenen“ Quote aus.
Auch die von Ende Juli auf Ende Oktober verlängerte Abgabefrist für die Steuererklärung habe zu dem höheren Durchschnittstempo beigetragen. Dadurch sei es laut Bundesfinanzministerium in der ersten Jahreshälfte 2021 nicht zu dem sonst üblichen Bearbeitungsstau gekommen. Die Deutsche Steuergewerkschaft sieht weiteres Verbesserungspotenzial vor allem in einer Vereinfachung des Steuerrechts. Wer seine Steuererklärung über das Online-Finanzamt „Mein Elster“ mache, finde bereits heute viele vorausgefüllte Angaben, sagte der Bundesvorsitzende Thomas Eigenthaler der „Welt am Sonntag“.
Das könne sicherlich weiter verbessert werden. „Doch mehr würde ein einfacheres Steuerrecht bringen“, sagte Eigenthaler. Höhere Freibeträge und Pauschalen würden den Aufwand in den Finanzämtern noch einmal reduzieren, mehr Einzelfallprüfungen könnten entfallen, die Bearbeitungszeit würde weiter sinken. Die Bundesregierung hatte sich im Koalitionsvertrag eine weitere Digitalisierung der Finanzverwaltung vorgenommen.“
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur
Foto: Finanzamt, über dts Nachrichtenagentur