Lange war die Inflation bei uns wie auch in anderen Teilen der Welt kein großes Thema. Diese Erkenntnis hat in den Jahren nach der Finanzkrise viele Zeitgenossen überrascht, denn vor dem Hintergrund der Geldschwemme der Notenbanken war von vielen eine andere Entwicklung erwartet worden.
Dass es nicht so gekommen ist und eine Inflation der Verbraucherpreise ausblieb, hing damit zusammen, dass das viele Geld aus dem Nichts bei den Konsumenten gar nicht erst ankam. Es zirkulierte innerhalb der Bankenwelt und an den Finanzmärkten. Hier wurden die Preise für Aktien und Immobilien in die Höhe getrieben und beim Blick auf diese Sektoren war es durchaus angemessen, von einer anziehenden Inflation zu sprechen.
Der wesentliche Unterschied der heutigen Zeit zu den Jahren der Finanzkrise und der europäischen Schuldenkrise von 2012 liegt darin, dass ein großer Teil des frisch gedruckten Geldes in der Zwischenzeit beim Konsumenten angekommen ist. Für die Verbraucher macht es allerdings keinen Sinn, das Geld zu horten wie es die Banken zuvor getan haben.
Also wird das Geld ausgegeben und treibt damit die Nachfrage. Dass sich diese Entwicklung kurzfristig ändern wird, ist nicht zu erwarten. Die von der neuen Biden-Administration geplanten Corana-Maßnahmen sind ebenso wie die Schecks, die noch unter Donald Trump ausgegeben wurden, darauf ausgerichtet, beim Verbraucher anzukommen.
Die Lohn-Preis-Spirale beginnt bereits, sich zu drehen
Damit ist die Basis nicht nur für eine Inflation gelegt, sondern auch dafür, dass diese für einen längeren Zeitraum anhalten wird. In die gleiche Richtung weist auch ein Blick auf den US-Immobilien- bzw. Mietmarkt. Während die Preise für Häuser und Wohneigentum in den USA im letzten Jahr zeitweise um zehn Prozent gesunken sind, wurden Mietwohnungen nicht günstiger.
Noch sind viele Bereiche der US-Wirtschaft von den Corona-Maßnahmen bestimmt. Ihre endgültige Aufhebung scheint aber nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Dann wird wieder stärker konsumiert. Das dürfte die Nachfrage weiter ansteigen lassen. Hinzu kommt der Druck bei Löhnen und Gehältern. Dank der Schecks vom Staat hatten viele Amerikaner im letzten Jahr ohne Arbeit mehr Geld zur Verfügung als vor der Pandemie mit ein oder zwei Jobs.
Ihre Bereitschaft, zu gleichen Konditionen in die alten Beschäftigungsverhältnisse wieder zurückzukehren, ist nicht allzu groß. Das zeigen die Lohnerhöhungen, die Konzerne wie Amazon und McDonalds kürzlich für ihre Beschäftigten im unteren Lohnsegment bekanntgegeben haben. All dies treibt die Preise vermutlich nicht nur vorübergehend, sondern deutlich länger als den Notenbanken mit ihrer Nullzinspolitik lieb sein kann.