Wer glaubt, dass die Notenbanken ein Problem bekommen werden, wenn sie die stark steigende Inflation zu lange ignorieren, könnte mit Blick auf die Erfahrungen der 1970er Jahre durchaus richtig liegen. Und doch könnte sich diese Sichtweise am Ende als eine viel zu einseitige herausstellen, denn sie lässt ein weiteres massives Problem der Notenbanken völlig außer Acht: den enormen Risikoappetit der Anleger.
Spekuliert wurde zu allen Zeiten, auch in den 1970er Jahren und damals handelten die Menschen gewiss ebenso emotional, wie sie es heute tun. Der große Unterschied liegt allerdings darin, mit welchem Geld sie es tun. Auch damals wurde bereits mit fremden Geld gezockt. Wertpapierkredite sind keine neue Erfindung unserer Zeit.
Neu, in Form von bislang nicht gekannt, ist allein das Niveau mit dem an den Börsen und selbstverständlich auch bei den Immobilien mit fremden Geld auf einen hohen eigenen Gewinn gezockt wird. Es hat alle historischen Rekorde bereits weit hinter sich gelassen und steigt dennoch immer weiter an.
Die niedrigen Zinsen haben das Denken verändert
Immer wenn die Spekulation mit Wertpapierkrediten besonders extreme Werte erreichte, war an der Wall Street der Weg zum Crash nicht weit. Das war 1929 so und auch 1999/2000 auf dem Höhepunkt der New-Economy-Blase. Auch die Jahre der Finanzkrise bilden an dieser Stelle keine Ausnahme.
Damals hatte das Niveau der Wertpapierkredite das Hoch der Jahrtausendwende deutlich überschritten und erstmals die Marke von 400 Milliarden US-Dollar erreicht. Gemessen an Wertpapierkrediten von über 800 Milliarden US-Dollar, mit denen wir heute konfrontiert sind, wirken die Zahlen von vor 13 Jahren wie ein fröhlicher Kindergeburtstag.
Wird diese Blase angestochen, haben die westlichen Notenbanken ein massives Problem. Es würde in diesem Moment so viel Vermögen vernichtet, dass eine globale Rezessionen bis hin zu einer zweiten Weltwirtschaftskrise leicht möglich wird. Nun ist die spannende Frage die: Welche der beiden Gefahren werten die Notenbanken höher?
Wir werden die Antwort erfahren, wenn auch nicht sofort. Aber im einen wie im anderen Fall könnten die Konsequenzen auch für die unbeteiligten Nicht-Spekulanten ebenso schmerzhaft wie dramatisch sein.