Die Planungen zur Entwicklung eines digitalen Euro sollen vorangehen, ist vermehrt zu lesen. Offizielle Beschlüsse dazu gibt es nicht. Dennoch mehren sich auch die kritischen Stimmen – warum?
Digital bezahlen Sie ohnehin
Ein digitaler Euro ist zunächst scheinbar nicht neu. Zahlreiche Geschäfte erledigen Sie ohnehin digital. Sie zahlen mit der EC-Karte, der Kreditkarte oder inzwischen per Smartphone. Bestellungen im Internet dürften mittlerweile letztlich zu über 90 % ohnehin auch in der Bezahlung digital abgewickelt werden.
Ändert sich nichts? Der Eindruck täuscht. Bis dato wird die digitale Bezahlung über private Finanzinstitute abgewickelt. Die digitalen Zahlformen führen zu dem Effekt, dass jeweils mehr Geld erzeugt wird. Jeder digitale Zahlvorgang der beschriebenen Art stellt einen Kredit dar. Ein Kredit wird aus dem berühmten „Nichts“ erzeugt.
Der Käufer erhält kurzfristig und kurzzeitig einen Kredit, während sich das Guthaben auf dem Referenzkonto nicht verändert. Der Zahlungsempfänger jedoch erhält eine Gutschrift auf seinem Konto. Zwischenzeitlich – bis zur Glattstellung der jeweiligen Forderungen – entsteht mehr nutzbares elektronisches Geld.
Dies gefällt den Zentralbanken zunehmend offenbar weniger – sie wollen selbst die Kontrolle über das Erzeugen des Geldes bleiben. Das Verfahren hätte enorme Konsequenzen:
Im einfachsten und wohl auch wahrscheinlichsten Fall haben Sie als Nutzer eines digitalen Euros tatsächlich ein Geldkonto bei der Zentralbank. Über die Kreditvergabe kann sie digital direkt neues Geld erzeugen, d. h. die Geldmenge sehr viel einfacher steuern als aktuell im Zusammenspiel mit den Privatbanken.
Strafzinsen, auch Strafzinsen über Guthaben, die als zu hoch betrachtet werden, ließen sich zudem einsetzen, um auch das Konsumverhalten direkt zu beeinflussen. Wenn beispielsweise 5.000 Euro als Maximalguthaben definiert würden, das noch kostenfrei gehalten wird, darüber aber 2 % Zinsen erhoben würden, ließe sich der Konsum ganz einfach praktisch staatlich steuern.
Neben der Transparenz über sämtliche Vorgänge in privaten Leben würde die EZB damit als (über-)staatliche Organisation ein Instrument zur Verhaltenssteuerung in der Hand haben, das jedenfalls im Westen nach dem zweiten Weltkrieg einmalig ist. In China laufen entsprechende Versuche bereits.