Wie hältst du es mit den Zinsen? Dieser Satz könnte zur Gretchenfrage unserer Zeit werden. So verwundert es nicht, dass die Finanzmärkte in dieser Woche mit Argusaugen auf die Veröffentlichung des Protokolls zur jüngsten Notenbanksitzung in den USA geschaut haben. Es erhielt einige interessante Veränderungen.
Inzwischen sind es nicht nur „einige“, sondern gleich „eine Reihe von“ Mitgliedern des FED Boards, die sich dafür ausgesprochen haben, auf der nächsten Sitzung am 16. Juni über die Frage zu diskutieren, ob die Zinsen in den USA erhöht werden und die Anleihenkäufe reduziert werden müssen.
Da jeder weiß, dass Diskussionen über mögliche Erhöhungen noch lange keine Erhöhungen sind, ist die Ankündigung eines derartigen Schritts der US-Notenbank vermutlich erst auf einer der späteren Sitzungen etwa am 28. Juli oder 22. September zu erwarten, was bedeuten dürfte, dass entsprechende Maßnahmen nicht vor dem Oktober starten werden.
Eine Anhebung der Zinsen hätte dramatische Konsequenzen
Bis dahin wird man der steigenden Inflation tatenlos zusehen. Verwundern kann das nicht, denn ein Blick auf die Entwicklung im zweiten Halbjahr 2018 zeigt, wie empfindlich die Aktienmärkte auf Zinserhöhungen reagieren können. Damals brachen die Kurse innerhalb eines halben Jahres deutlich ein und dass etwas Vergleichbares auch dieses Mal wieder geschehen könnte, ist naheliegend.
Damit läuft allerdings die Blase am Aktienmarkt Gefahr, zu platzen. Die Konsequenzen könnten dramatisch sein, denn anders als die Deutschen halten die US-Amerikaner 39,8 Billionen US-Dollar ihres aktuellen Vermögens in Aktien. Ein Kursrückgang von nur zehn Prozent würde somit Ersparnisse im Wert von rund vier Billionen US-Dollar auslöschen.
Ähnlich viel Geld will US-Präsident Joe Biden über die nächsten zehn Jahre verteilt mit dem Infrastrukturprogramm (2,25 Billionen US-Dollar) und seiner Familienförderung (1,8 Billionen US-Dollar) in die Wirtschaft pumpen. Für einen derartigen Wertverlust benötigt die Wall Street allerdings nur wenige Tage oder Wochen, womit anschließend das Risiko, dass die konsumlastige US-Wirtschaft in eine Rezession abstürzen wird, erheblich wächst.