Zur Erinnerung: Jetzt fehlte in Deutschland sogar das Papier für die Wahlscheine

Die Lügen und Ausreden, die uns präsentiert werden, sind an Niveaulosigkeit kaum noch zu unterbieten und an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten. Zwei Beispiele gefällig? Wenn Sie sich häufiger auf Bahnsteigen aufhalten, könnten Ihnen Durchsagen wie diese bekannt vorkommen: Die Ankunft des Zugs xy wird sich um eine Stunde verzögern. Grund dafür ist die Vorfahrt eines anderen Zuges. Und im politischen Berlin wird derzeit behauptet, dass die vorgezogene Bundestagswahl erst im März stattfinden könne, weil das für die Wahlzettel benötigte Papier nicht vorhanden sei.

Wer schon einmal in einem Zug gesessen oder gestanden hat, der von einem anderen Zug mit Vorfahrt überholt wurde, der weiß, dass solch ein Vorgang einige Minuten, aber keine Stunde in Anspruch nimmt und wer weiß, dass Deutschland der größte Papierproduzent innerhalb der EU ist, während Polen nur auf Platz 7 dieser Liste folgt, der wundert sich derzeit, dass ausgerechnet Polen den Deutschen die nötigen Papierlieferungen für die Durchführung der nächsten Bundestagswahl anbietet.

Die Reihe der Beispiele ließe sich leicht verlängern und auch Ihnen wird sicher das eine oder andere schnell in den Sinn kommen. Sie sind damit mehr oder weniger beliebig gegeneinander austauschbar und das ist das eigentliche Problem, an dem unsere Gesellschaft momentan krankt. Wir alle sind viel zu oft gezwungen, uns mit Scheinproblemen und Scheinlösungen auseinanderzusetzen, weil die wahren Gründe und Ursachen nicht benannt werden.

Wenn jeder sich selbst ändert, verändert sich auch die Gesellschaft

Wenn allerdings der genannte Grund nicht der ist, der die Situation treffend beschreibt, rückt einerseits die Lösung des Problems und andererseits auch seine zukünftige Vermeidung in eine immer weitere Ferne, weil die wahren Ursachen nicht bekannt sind und deshalb auch nicht angemessen adressiert werden können.

Ein Land oder eine Gesellschaft, die allerdings ihre Probleme nicht offen und ehrlich angeht, wird Schwierigkeiten haben, sich eine bessere Zukunft aufzubauen. Oder sind Sie schon einmal zum Arzt gegangen, haben diesem verboten, offen mit Ihnen über ihre Krankheit zu sprechen und sind anschließend dennoch schnell wieder gesund geworden? Vermutlich nicht.

Von Laotse ist die Weisheit überliefert, dass wahre Worte nicht schön und schöne Worte nicht wahr seien. Das ist wahr, Kritik hören wir alle nur dann gerne, wenn sie positiv ausfällt. Wer allerdings weiterkommen will, der muss die Größe haben, auch über die eigenen Fehler und Schwächen intensiv nachzudenken. Nur so können diese in Zukunft nicht mehr so schädlich wirken, wie sie es in der Vergangenheit getan haben. Das gilt für den einzelnen Menschen genauso wie für Länder und Kontinente.

Was können wir tun? Wir können darauf warten, dass die Politik sich bewegt und Land und Gesellschaft dadurch verändert werden. Vermutlich werden wir dann aber sehr lang warten müssen. Einfacher und vor allem schneller und effektiver ist der Weg, wenn jeder sich selbst ändert, wieder Dinge klar beim Namen nennt und aktiv wird, um eine Verbesserung auf den Weg zu bringen. Je mehr Menschen auf diesem Weg vorangehen, um so schneller wird der Rest der Gesellschaft folgen.