Zu wenig Wohnungen in Deutschland: Eine Krise mit Ansage

Es gibt Krisen, die kommen ohne Vorwarnung und können auch nicht vorhergesehen werden. Naturkatastrophen fallen sehr oft in diese Kategorie. Daneben gibt es aber auch Krisen, die sind vollkommen menschengemacht und nicht nur das. Weil über einen langen Zeitraum nichts oder nicht viel getan wird, verschärft sich die Krise von Tag zu Tag.

Die Krise auf dem deutschen Wohnungsmarkt fällt eindeutig in die zweite Kategorie. Sie ist eine Krise mit Ansage und sie wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weiter verschärfen, weil das Thema medial in den Hintergrund gedrängt wird, die deutsche Politik mit sich selbst beschäftigt ist und der Markt so unattraktiv geworden ist, das es für jeden Investor bessere Möglichkeiten gibt, sein Geld zu investieren, als in Deutschland neue Wohnungen zu bauen.

Für die Investoren ist die Rechnung eine ziemlich einfache. Vor Corona wurde der Quadratmeter für rund 3.000 Euro gebaut. Heute sind 5.000 Euro notwendig, um die gleiche Bauleistung zu erbringen. Da die Mieteinnahmen nicht im gleichen Maß gestiegen sind, hat der Neubau von Wohnungen massiv an Attraktivität verloren.

Überreguliert und unattraktiv: Kein Wunder, dass die Investoren andere Projekte finanzieren

Hinzu kommt eine Fülle von neuen Regulierungen, Vorschriften und Gesetzen. Auch ihre Zahl ist in den letzten Jahren so hoch geworden, dass sie inzwischen die Lust am Bauen spürbar bremst. Wo früher 5.000 Vorschriften genügten, sind heute 20.000 zu beachten. Ob Wohnen in Deutschland in der gleichen Zeit vier mal so angenehm geworden ist, darf allerdings bezweifelt werden.

In den 2010er Jahren haben die niedrigen und zum Teil negativen Zinsen die Problematik zum Teil überdeckt. Sie halfen, die Kosten niedrig zu halten, und da an den Anleihemärkten kaum mehr eine attraktive Rendite zu erwirtschaften war, waren Immobilien bei den Anlegern sehr beliebt. Nicht zuletzt dank dieser Unterstützung glänzte der deutsche Wohnungsbau in den letzten 15 Jahren mit einer hohen Zahl an fertiggestellten Neubauwohnungen.

Die niedrigen Zinsen sind inzwischen Geschichte und da die Staaten auch weiterhin viel Geld ausgeben, das sie nicht haben, treibt dieses viele Geld aus dem Nichts zwangsläufig die Preise. Vor diesem Hintergrund ist nicht zu erwarten, dass die Notenbanken die Zinsen schnell wieder senken werden.

Was das für den Wohnungsbau bedeutet, liegt auf der Hand. Er kann an dieser Stelle nur auf den Staat hoffen. Dieser muss entweder viel subventionieren, was unter dem Strich mehr Kredite, mehr Inflation und noch höhere Preise auf dem Bau bedeutet oder er muss sich selbst deregulieren und eine Fülle der Vorschriften abschaffen, die er selbst in den letzten Jahren geschaffen hat.

Dass die aktuelle Bundesregierung sich dazu durchringen will und kann, darf nach den Erfahrungen mit dem Heizungsgesetz allerdings durchaus bezweifelt werden.