Ein Händler ist kein Hersteller. Er kann deshalb seine Waren nur dann zu günstigen Preisen an seine Kunden weitergeben, wenn er diese auch selbst zu attraktiven Preisen einkaufen kann. Diese Situation ist im Handel schon lange nicht mehr gegeben. Massive Preiserhöhungen sind gerade im Großhandel an der Tagesordnung.
Die entscheidende Frage ist deshalb längst nicht mehr, ob diese Preiserhöhungen beim Endkunden ankommen werden, sondern nur noch wann und in welcher Höhe. Um diese Frage wird derzeit zwischen Händlern und Produzenten hinter den Kulissen gerungen. Der Handel steht dabei tendenziell auf der Seite der Endkunden, denn man weiß nur zu gut, dass diese jeden Euro nur einmal ausgeben können.
Da die Margen gerade im Lebensmitteleinzelhandel tendenziell eher klein sind, verdienen die Händler nur dann gut, wenn viele Produkte eingekauft werden. Kauft der Kunde hingegen bedingt durch die unaufhaltsam steigende Inflation weniger Produkte zu einem höheren Preis, verdient der Handel tendenziell weniger, obwohl sein Umsatz nominal steigt.
Wenn der Endkunde unter der Inflationslast zusammenbricht, leiden am Ende auch Handel und Hersteller
Vor diesem Hintergrund werden auch die Appelle zahlreicher Einzelhändler verständlich. Sie fordern die Hersteller auf, es bei ihren Preisanstiegen nicht zu übertreiben. Aktuell ist es leicht und auch für jeden gut nachvollziehbar, dass Preise angehoben werden müssen, weil die Material- und Energiekosten stark gestiegen sind.
Markus Mosa, der Chef des Handelsriesen Edeka appellierte deshalb in den vergangenen Wochen wiederholt an die großen Markenhersteller, den Bogen bei den Preiserhöhungen nicht zu überspannen. Steigende Kosten dürften nicht als Alibi für eine Maximierung der eigenen Rendite mittels überhöhter Preise missbraucht werden.
In ähnlicher Weise äußert sich auch Lionel Souque, der Chef des Rewe-Konzerns. Er fordert, dass die nicht vermeidbaren Preiserhöhungen nicht allein den Verbrauchern aufgebürdet werden dürften. Sie müssten vielmehr entlang der gesamten Wertschöpfungskette verteilt werden.
Die Zukunft wird zeigen, ob dies gelingt. Sollte es nicht gelingen, die Mehrkosten gleichmäßig zu verteilen, wird es nicht mehr lange dauern, bis ernsthafte Einschränkungen beim privaten Konsum zu beobachten sind. Diese wird der Handel als erstes spüren. Aber auch an den Herstellern wird der Käuferstreik der Endkunden nicht spurlos vorübergehen.