Aus der Rückschau betrachtet war die Corona-Zeit eine sehr merkwürdige Zeit, denn es wurden viele Dinge getan, die in normalen Zeiten von den meisten niemals gemacht worden wären. Dies gilt insbesondere für das Feld der Geldanlage, denn eingesperrt in die eigenen vier Wände und ausgestattet mit einer Fülle von Zeit und Geld entwickelten sich viele zu eifrigen Börsianern.
Dieses Massenphänomen ließ nicht nur Aktienkurse sprunghaft ansteigen und konkursgefährdete Unternehmen zu Börsenstars aufsteigen. Auch „Kunst“ wurde zu einem allgemeinen Anlegertrend. Gekauft wurden allerdings nicht Rembrandts und Renoirs, sondern digitale „Kunstwerke“.
Sie verbinden sich mit dem Kürzel NFT, das für Non-Fungible Token steht, also eine nicht-austauschbare Wertmarke. Hinter jeder einzelnen dieser einzigartigen Wertmarken verbergen sich digitale Besitztümer. Vor allem Kunstwerke, die auf der Blockchain gespeichert werden, wurden so an viel Anteilseigner verkauft. Diese wurden dadurch Eigentümer und durch die Blockchain waren sowohl der eigene Besitzanspruch wie auch die Echtheit des „Kunstwerks“ zertifiziert.
Gold gab ich für Eisen
Kritiker hielten den Markt für digitale Kunst von Anfang an für eine Blase ohne jeden Sinn und die jüngste Entwicklung scheint ihnen Recht zu geben, denn seit 2021 haben diese „Kunstwerke“ bis zu 90 Prozent ihres Werts verloren. Eine gewinnbringende Investition sieht anders aus.
Diese Wertverluste wären leicht zu verschmerzen, hätten die Käufer lediglich ein wenig Kleingeld in die digitalen Kunstwerke investiert. Doch während der Pandemie wurden einzelne Kunstwerke für mehrere Millionen US-Dollar verkauft. Derart hohe Preise werden auf dem Kunstmarkt nur für besonders wertvolle, sehr gut erhaltene Exponate bezahlt.
Meist handelt es sich um „alte Meister“, deren Namen viele kennen, auch wenn sie die Gemälde und Skulpturen nicht dem einzelnen Künstler zuordnen können. Wenn für die Werke junger, vielleicht sogar noch lebender Künstler ebenso hohe Preise gezahlt werden, ist immer Vorsicht geboten, denn die Beliebtheit eines Albrecht Dürers oder eines Vincent van Gogh hat sich über Jahrzehnte oder sogar über Jahrhunderte hinweg als beständig erwiesen.
Alte Meister oder junge gehypte Kunststars?
Dieser Beweis muss für alle Werke jüngeren Datums jedoch erst noch erbracht werden. Darin liegt die Gefahr eines jeden Investments in zeitgenössische Kunst. Die Geschmäcker ändern sich. Albrecht Dürer finanzierte seine Reisen, indem er seine Kupferstiche in den bereisten Städten verkaufte. Vincent van Gogh starb verarmt, weil niemand seine Kunst kaufen wollte.
Die zeitgenössische Wertschätzung des 16. Jahrhundert für die Werke Albrecht Dürers wird auch heute noch geteilt. Einen echten Dürer zu besitzen, ist für jedes Museum und erst recht für jeden privaten Kunstsammler eine Auszeichnung. Im Fall von Vincent van Gogh hat sich die ablehnende zeitgenössische Bewertung seines Schaffens nicht erhalten, denn heute werden für seine Bilder Millionen gezahlt.
Das zeigt einmal mehr, dass Geschmack sich stark wandeln kann. Als Anleger und auch als Kunstsammler sollte jedoch der Werterhalt im Vordergrund stehen. Museen haben die Aufgabe, Kunstströmungen zu dokumentieren. Ein Kunstsammler hat sich vielleicht in ein Kunstwerk verliebt und ist deshalb bereit, für seinen Besitz einen besonders hohen Preis zu bezahlen.
Bei allen anderen sollte jedoch der Schutz des eigenen Vermögens immer an erster Stelle stehen. Dass dies auch für die sogenannten „digitalen Kunstwerke“ gilt, haben die vergangenen Jahre den Anlegern und Kunstsammlern deutlich und vor allem auch schmerzlich vor Augen geführt.