Viele deutsche Politiker gefallen sich in diesen Tagen darin, der Bevölkerung Ratschläge zu einer vermehrten Sparsamkeit zu erteilen. Der geneigte Bürger erfährt dadurch, wie er Waschlappen optimal bei der Körperwäsche einsetzt und durch die Kombination mehrerer Pullover im Winter Gas sparen kann.
Soweit so nachvollziehbar. Nicht mehr nachvollziehbar werden die Ratschläge jedoch, wenn die Politik sich selbst nicht dazu berufen fühlt, ebenfalls sparsam mit Ressourcen umzugehen. Aus vermeintlichen Ratschlägen werden dann schnell Anweisungen für Untertanen, während die Herrschenden unberührt über den Dingen schweben.
Altbundeskanzlerin Angela Merkel steht an dieser Stelle aktuell zurecht in der Kritik. Gleich mehrere Punkte lassen die Bürger aufhorchen und verschnupft reagieren. Da ist zum einen der Hinweis, dass sich die im vergangenen Dezember aus dem Amt geschiedene Kanzlerin mehr Personal leistet, als eigentlich vorgesehen ist.
Unten ist das Leben konkret, oben schwebt man über den Dingen und ist über diese erhaben
Dagegen wäre grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn Angela Merkel das zusätzlich benötigte Personal aus eigenen Mitteln bezahlen würde. Doch bezahlen darf die üppige Personalausstattung wieder einmal der Steuerzahler. So stellt sich schnell der unangenehme Verdacht einer Zweiklassengesellschaft ein. Die Masse hat zu sparen und zu bezahlen und einige wenige Auserwählte sind all diesen Verpflichtungen enthoben.
Befremdlich mutet auch an, dass das Bundeskanzleramt den Büroleiter von Angela Merkel daran erinnern musste, warum diese üppige Personalausstattung eigentlich überhaupt gewährt wird. Sie wird dem ehemaligen Spitzenpersonal nur gewährt, um Tätigkeiten ausführen zu können, die im Interesse der Bundesrepublik Deutschland sind.
Eigentlich sollte dies so vollkommen selbstverständlich sein, dass der Hinweis, private Reisen würden nicht in diese Kategorie fallen, sich erübrigen würde. Doch gerade diesen dezenten Hinweis meinte das Bundeskanzleramt gegenüber Angela Merkels Büroleiter anbringen zu müssen.
Neun Mitarbeiter anstatt der vorgesehenen fünf Mitarbeiter, privat veranlasste Reisen und die nicht vorgesehene Nutzung des Büros für private Anliegen. Braucht der geneigte Bürger und Steuerzahler noch mehr, um sich von der Politik verprellt und verschaukelt zu fühlen?