Visionen und Hoffnungen im Westen und eine klare Strategie in China

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Vom früheren deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt ist der Ausspruch überliefert, dass wer Visionen habe, zum Arzt gehen solle. Gemäß dieser Empfehlung müssten die Wartezimmer der Ärzte gerade mit westlichen Politikern gut gefüllt sein, denn diese lassen schon seit längerer Zeit erkennen, dass sie viele Visionen aber keine klaren Strategien haben.

Im Ukrainekrieg träumte man lange Zeit davon, Wladimir Putin eine Falle stellen zu können. Eine solche Vision zu haben, ist in der Politik legitim. Nur sollte man, wenn man diese Visionen schon hat, auch beizeiten dafür sorgen, dass sie Wirklichkeit werden können. Diese Notwendigkeit haben die NATO-Staaten weder vor noch während des Kriegs in der Ukraine für sich erkannt.

Wäre es anders, hätte man beispielsweise die Munitionsproduktion schon vor dem russischen Angriff hochgefahren und nach Kriegsbeginn auch die Produktion anderer wichtiger Waffen mit Nachdruck gesteigert. Russland hat dies getan, während dem Westen gerade seine Versäumnisse vor die eigenen Füße fallen.

China folgt beharrlich seinem Plan

China hingegen hält sich aus dem Krieg in der Ukraine weitgehend heraus. Es nutzt diesen allerdings, um seine eigene Strategie mit Nachdruck voranzutreiben. Ihr Ziel besteht darin, international so mächtig zu werden, dass weder wirtschaftlich noch militärisch in Zukunft noch eine Politik gegen die Volksrepublik gemacht werden kann.

Dabei zeigen die Chinesen eine Qualität, die dem Westen vollständig abhanden gekommen ist: einen langen Atem. Das Ziel wird nicht alle Jahre wieder infrage gestellt oder gar neu definiert, sondern es wird beharrlich verfolgt. Eine Vielzahl kleiner Schritte bedeutet, dass das Land dem übergeordneten Ziel immer näher kommt, mögen die Fortschritte im ersten Moment auch noch so klein und unbedeutend wirken.

Ein wichtiger Pfeiler innerhalb dieser Strategie ist die wirtschaftliche Stärke des Lands. Sie wird kontinuierlich ausgebaut, wobei der Schwerpunkt auf Schlüsseltechnologien wie die Chip-Industrie gelegt wird. Auch auf dem Feld der Automobilindustrie will China von anderen Ländern unabhängig sein.

Die in den vergangenen Jahren dabei erreichten Erfolge sind unverkennbar, denn die Masse der Elektroautos wird nicht von Tesla oder den etablierten europäischen Herstellern produziert, sondern in China.

Solarmodule zu fertigen, war vor 20 Jahren noch ein Aushängeschild für die deutsche Industrie. Heute kommen fast alle Solarzellen aus dem Reich der Mitte. Wird sich diese Entwicklung beim Automobilbau in den nächsten 20 Jahren wiederholen?