Die Bilder, die uns seit Ende Februar aus der Ukraine erreichen haben etwas Drängendes. Sie zeigen Tod, Verwüstungen und Leid, das man lieber heute als morgen beenden möchte. So verwundert es nicht, dass der Ruf nach mehr und stärkeren Sanktionen gegen den russischen Aggressor mit jedem Kriegstag immer lauter geworden ist.
Versorgungsketten, die über Jahre hinweg funktioniert haben und die sich folglich auch eingespielt haben, lassen sich aber nicht über Nacht verändern. Das gilt selbst dann, wenn eine alternative Quelle sofort zur Verfügung steht. Beim russischen Gas ist das derzeit aber nicht der Fall.
Der Grund dafür ist in erster Linie ein Transportproblem, denn die Verteilung von Erdgas funktioniert in Europa primär über Pipelines. Zwar erreicht uns schon ein Teil des Gases über Flüssiggastanker, doch die haben in Deutschland noch keine Stellen, an denen sie ihre Fracht anlanden und in das bestehende Pipelinenetz einspeisen können.
Auch der Verbraucher wird seinen Beitrag leisten müssen
Die benötigten Terminals müssen noch gebaut werden und das, was an Infrastruktur für die Anlandung von Flüssiggas in anderen europäischen Ländern bereits zur Verfügung steht, ist von der Kapazität nicht darauf ausgerichtet, die Versorgung eines ganzen Kontinents abwickeln zu können.
Auch hier sind weitere Ausbaumaßnahmen nötig und die werden zwangsläufig Zeit erfordern. Zeit, die auf der anderen Seite der Krieg in der Ukraine uns nicht zur Verfügung stellt. Ob ein abrupter vollständiger Stopp des Gasbezugs aus Russland den Krieg beendet, ist mehr als fraglich.
Relativ sicher ist jedoch, dass in der deutschen Industrie sehr schnell an vielen Stellen die Räder stillstehen werden. Die Lösung kann deshalb nur in einer schnellen Reduktion des Verbrauchs liegen. Hier ist allerdings nicht nur die Industrie gefragt und gefordert, sondern die Verbraucher sind es auch.