Manche Menschen lernen aus ihren Fehlern. Andere erhöhen sie zu einer Ideologie, von der sie glauben, dass sie ihr immer und überall zu folgen müssten. Zu welcher Gruppe gehören die Mitglieder des EZB-Rats? Diese Frage stellt sich immer dringender, denn während die Inflation in der Eurozone inzwischen auf über sieben Prozent gestiegen ist, tut die Europäische Zentralbank, das was sie am besten kann: weiterhin viel Geld drucken.
Dabei sind die Zeichen durchaus alarmierend. Das zeigt schon ein Blick auf die durchschnittliche Inflationsrate der Eurozone. Sie liegt etwa auf dem deutschen Niveau, sodass sich für uns diese Zahl nicht als befremdlich anfühlt. Doch was sollen die Menschen im Baltikum denken, die derzeit nicht nur mit einer zweistelligen Inflationsrate zu kämpfen haben?
Auf stolze 15 Prozent ist die Teuerung in Lettland und Estland bereits angestiegen und zum türkischen Teuerungsniveau fehlen nur noch fünf Prozentpunkte. Auch die könnten bald erreicht sein, wenn die EZB nicht schnell etwas tut. Danach sieht es allerdings nicht aus, denn während in den USA bei der FED das Gefühl vorherrscht, dass die Zeit drängt, scheint die Europäische Zentralbank alle Zeit der Welt zu haben.
Die Inflation für die Bürger, die Illusionen für den EZB-Rat
Natürlich sollte man nicht erwarten, dass höhere Zinsen, das durch gestörte Lieferketten entstandene Problem mit der ausufernden Teuerung lösen könnten. Diese Inflationsgründe kann keine Notenbank mit Zinserhöhungen bekämpfen. Weder die fehlenden Chips noch die nicht vorhandenen Rohstoffe lassen sich mit höheren Zinsen herbeizaubern.
Allerdings stellt sich die Frage, ob man, wenn man schon am Rand des Feuers steht und feststellt, dass man herzlich wenig zu seiner Eindämmung tun kann, auch noch weiteres Öl in die Flammen gießen muss. Den Brand nicht weiter anzuheizen, ist deshalb das Mindeste, das man von einer verantwortungsvollen EZB-Geldpolitik erwarten kann.
Doch auch hier macht der Rat nicht den Eindruck, in der gleichen Realität zu leben wie die Bürger in der Eurozone. Denn während diese sich um ihre Ersparnisse sorgen, lebt die EZB-Spitze noch im Krisenmodus in dem man alle realen und eingebildeten Gefahren mit noch mehr Geld bekämpfen muss.
Dauerhaft gutgehen kann das Leben in zwei verschiedenen Realitäten nicht.