In dieser Woche ist etwas geschehen, was wir zuletzt zur Einführung des Euros als Bargeld im Jahr 2001 erlebt haben: Die europäische Gemeinschaftswährung hat die Parität zum US-Dollar erneut erreicht. Der Abverkauf des Euros erreicht damit noch nicht sein Ende, wohl aber einen psychologisch wichtigen Meilenstein.
Für USA-Besucher sind das gute Nachrichten zumindest für die, die während ihres Aufenthalts in den Staaten nicht gerne umgerechnet haben. Diese lästige Aufgabe entfällt nun, denn ein Dollar ist ein Euro. Allerdings ist zu befürchten, dass dieser Vorteil für USA-Reisende schon in Kürze wieder entfällt.
Deshalb ist bei Flügen über den Atlantik Eile geboten. Erstens dürfte der Euro zum US-Dollar auch weiterhin fallen und dann ist auch wieder eine Umrechnung notwendig und zweitens könnten die Ticketpreise schon bald wieder anziehen, denn die jüngsten Preisabschläge beim Ölpreis sind allein der Furcht vor einer baldigen Rezession geschuldet.
Die aus dem Ausland importierte Inflation nimmt mit jeder neuen Schwäche des Euros beständig zu
Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage hingegen ist gleichzeitig nicht aus dem Gleichgewicht geraten. Ein übermäßiges Angebot, wie es die fallenden Ölpreise andeuten, ist damit nicht gegeben. Auch ist nicht zu erwarten, dass die Ölproduzenten ihre Produktion auf einem hohen Niveau halten werden, sollte der Preis dauerhaft auf den niedrigeren Niveaus verharren.
Für USA-Reisende ist deshalb Eile geboten, weil die leidige Umrechnung schon bald wieder beginnen wird, dann aber in die andere Richtung. Gleichzeitig wird alles teurer, diesseits wie jenseits des Atlantiks, denn die Inflation ist hoch und selbst Bundeskanzler Olaf Scholz schwört die Deutschen mittlerweile auf längere Zeiten mit einer hohen Teuerung ein.
Beeilen müsste sich eigentlich auch die Europäische Zentralbank, denn mit jedem Cent, den der Euro zum US-Dollar weiter fällt, steigt auch die importierte Inflation, weil die in US-Dollar notierten Rohstoffe dadurch für die Bürger der Eurozone teurer werden.
Doch dieses Zeichen der Zeit hat man im Frankfurter EZB-Tower entweder noch nicht erkannt oder man hat sich großzügig dazu entschlossen, diese wichtige und eigentlich leicht zu beeinflussende Inflationsquelle dauerhaft zu übersehen. Die Folgen für die Bürger werden im einen wie im anderen Fall teuer sein.