Auch wenn die Warenkörbe stets verändert werden, um bei der Berechnung der Inflationsraten zu einem Ergebnis zu kommen, das politisch genehm ist, dürfte den meisten von uns klar sein, dass die Nahrungsmittelpreise bei der Berechnung der Inflationsraten einen besonders bedeutsamen Einflussfaktor darstellen.
Grund genug, einmal die Entwicklung der Preise von Weizen und Kakao unter die Lupe zu nehmen. Während der Weizen fraglos zu den Grundnahrungsmitteln gehört und damit von existenzieller Bedeutung ist, können Kakao und sein Hauptprodukt Schokolade zu den Luxusgütern gezählt werden. Wir alle essen sie zwar gerne, brauchen sie aber nicht notwendigerweise.
An Weizen besteht derzeit kein Mangel
Beim Weizen sind die internationalen Märkte derzeit gut versorgt. Deshalb fällt es den Preisen auch schwer, neue Anstiege zu vollziehen. Im Hintergrund steht ein mehr als ausreichendes Weizenangebot, das insbesondere aus Russland kommt. Die jüngsten Daten des Verbands der Getreideexporteure Russlands zeigen, dass Russland in den vergangenen sieben Monaten seine Getreideausfuhren um 23 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres gesteigert hat.
Die hervorragende Ente des Jahres 2023 ist ein wesentlicher Grund für die stark gestiegenen Getreideexporte Russlands. Für das Jahr 2024 erwarten Beobachter des Weizenmarktes ein ähnlich gutes Ernteergebnis, denn das Landwirtschaftsministerium in Moskau hat mitgeteilt, dass die Anbaufläche um 300.000 Hektar gesteigert wurde.
Dies spricht dafür, dass der Weizenpreis vermutlich auf seinem derzeitigen Niveau verharren wird und Schwierigkeiten haben dürfte, höhere Preisniveaus zu erklimmen. Treiben könnten die Weizenpreise höchstens neue politische Spannungen, etwa im Mittleren Osten. So ging die Menge des durch den Suez-Kanal transportierten Getreides im Januar im Vergleich zum Vorjahr beispielsweise um 63 Prozent zurück. Bleiben diese Spannungen jedoch aus, dürfte das Aufwärtspotential des Weizenpreises eher begrenzt sein.
Kakao und Schokolade könnte noch teurer werden
Entgegengesetzt stellt sich die Lage jedoch beim Kakao dar, denn der Preis des Ausgangsprodukts für Schokolade setzte auch im Januar den im vergangenen Jahr gestarteten Höhenflug weiter fort. So erreichten die in New York gehandelten Terminkontrakte für Kakao mit einem Preis von 4.980 US-Dollar je Tonne das höchste Niveau der letzten 46 Jahre.
An der Börse in London erreichte das britische Pendant mit Preisen über 3.990 Britische Pfund je Tonne sogar neue Allzeithochs. Im vergangenen Jahr war Kakao mit einem Preisanstieg von 70 Prozent bereits einer der sich am besten entwickelnden Rohstoffe. Nimmt man den Januar hinzu, so verzeichnet der Kakaopreis seit Anfang 2023 inzwischen einen Anstieg von 80 Prozent.
Das Ende der Fahnenstange könnte damit noch nicht erreicht sein, denn aktuell belasten Sorgen um das zukünftige Angebot den Markt. Befürchtet wird, dass trockenes Wetter angefacht durch Harmattan-Winde die im April beginnende Zwischenernte in Westafrika beeinträchtigen könnte. Die Sorgen sind nicht ganz unbegründet, denn schon jetzt liegt die Kakaoernte dieser Saison unter dem Niveau des Vorjahres.
Auch in den Häfen der Elfenbeinküste, dem mit Abstand größten Kakaoproduzenten der Welt, liegen die seit dem Beginn der Ernte im Oktober aufgebauten Lagerbestände um 35 Prozent unter den Werten der Vorsaison. Damit drohen auch im laufenden Erntejahr 2023/2024 Angebotsdefizite und die mit ihnen einhergehenden Preissteigerungen.