Als die Europäische Zentralbank in den 1990er Jahren gegründet wurde, hinterlegten die teilnehmenden Notenbanken, einen Teil ihrer Goldreserven zur Deckung des Euros. Diese Goldmenge wurde in den Jahren danach nicht mehr verändert. Die Bilanzsumme der EZB hat sich anschließend allerdings deutlich erhöht. Sie lag im August 2024 bei etwa 6,473 Billionen Euro, was ungeachtet des Rückgangs der letzten beiden Jahre immer noch einer Bilanzsumme entspricht, die um den Faktor zehn höher ist als jene beim Start der europäischen Währungsunion in den späten 1990er Jahren.
Bis zum Jahr 2008 hat sich die Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank nur mäßig erhöht. Doch ab 2008 wurde der Anstieg immer steiler. Ein erstes Hoch wurde 2012 auf dem Höhepunkt der europäischen Schuldenkrise erreicht. Bis 2014 schrumpfte die EZB-Bilanz anschließend wieder, nur um ab 2015 regelrecht zu explodierend. Damals hieß es, der Euro werden gerettet „whatever it takes“.
Den bislang steilsten Anstieg erlebten wir in den Jahren ab 2019. Er führte dazu, dass die Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank im Juni 2022 mit 8,836 Billionen Euro ihren bisherigen Höchststand erreichte. Mit Blick auf die letzten beiden Jahre könnte man somit geneigt sein, die EZB für ihre Reduzierung der Bilanzsumme zu loben.
3.200 Euro für eine Unze Gold sind keineswegs utopisch
Ein ganz anderes Bild ergibt sich, wenn man den Goldpreis als Kriterium heranzieht, denn die Goldbestände der Europäischen Zentralbank haben sich seit ihrer Gründung nicht verändert, die Bilanzsumme jedoch umso mehr. Sie ist auf dem heutigen, im Vergleich zum Juni 2022 deutlich reduzierten Niveau, immer noch zehnmal höher als 1999 beim Start des Euros.
Als der Euro im Jahr 2001 auch als Bargeld eingeführt wurde, konnte eine Unze Gold noch für rund 320 Euro erworben werden. In der vergangenen Woche wurden mit 2.428 Euro, die für 31,1 Gramm Gold auf den Tisch gelegt werden mussten, ein neues Allzeithoch erreicht. Mit anderen Worten: Heute sind 6,58 mal mehr Euros aufzuwenden, um eine Unze Gold zu erwerben, während sich die Menge der ausgegebenen Euros um den Faktor zehn erhöht hat.
Bis zum Faktor zehn ist somit noch eine Menge Luft und ungeachtet des jüngsten Anstiegs ist das Gold im Vergleich zur ausgegebenen Geldmenge heute deutlich preiswerter als 1999 beim Start des Euros. Würde die Unze Gold morgen schlagartig 3.200 Euro kosten, hätte niemand in der Eurozone einen Grund, sich zu beschweren. Alles was geschehen wäre, wäre eine Angleichung des Goldpreises an die verzehnfachte Menge der ausgegebenen Euros.