Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass die Preise, die an deutschen Tankstellen zu bezahlen sind, nur in einem sehr geringen Maß von den Preisen der den Produkten zugrundeliegenden Rohstoffen hervorgerufen werden. Als Urlauber bekommt man im Ausland sehr schnell einen guten Eindruck davon, wie stark der deutsche Staat dem Autofahrer in die Tasche greift.
Tankstellen in Kasachstan weisen beispielsweise für allen verkauften Produkte eine Preisspanne auf, die umgerechnet nicht unter 40 Cent beginnt und nicht über 60 Cent hinausgeht. Was Sie an deutschen Tankstellen gerade bezahlen, wissen Sie selbst nur zu gut. Der Unterschied ist der Gewinn für den deutschen Staat.
Von diesem sollte, gerade unter der aktuellen Regierung, niemand Mitleid mit den Kosten der Autofahrer erwarten. Im Gegenteil: Die Lust, die Steuer- und Abgabenschraube noch ein wenig mehr anzuspannen, ist weiterhin sehr stark ausgeprägt. Da stellt sich dem leidgeprüften Autofahrer schnell die Frage, ob denn wenigstens von den Ölpreisen her etwas Entspannung zu erwarten ist.
Die hohen politische Spannungen sprechen gegen stark fallende Ölpreise
Auch diese Frage ist tendenziell eher negativ zu beantworten. Zwar sind die Ölpreise für Öl der Nordseemarke Brent Anfang Februar wieder unter die Marke von 80 US-Dollar zurückgefallen. Doch dies war allein politischen Überlegungen geschuldet, denn der unmittelbare Auslöser für den Preisrückgang waren Meldungen, die von einem möglichen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas wissen wollten.
Selbst wenn es im Konflikt um den Gazastreifen zu einer solchen Lösung kommen sollte, so ist das Abwärtspotential für den Ölpreis dennoch nur begrenzt, denn auch unabhängig vom Israel-Hamas-Konflikt sind die Spannungen im Nahen und Mittleren Osten derzeit so stark, dass ein deutlicher Rückfall unter die Marke von 80 US-Dollar kaum zu erwarten ist.
Ein solcher wäre zwar im Sinne der Autofahrer, nicht aber das, was sich die Ölminister der OPEC-Staaten wünschen. Sie benötigen hohe Ölpreise, um die Ausgaben der jeweiligen Staatshaushalte decken zu können. Das ist einer der Gründe, warum sich die OPEC ungeachtet aller Differenzen zwischen den Mitgliedsländern derzeit als ein sehr einiges Kartell präsentiert.
Die Förderdisziplin der OPEC-Staaten ist derzeit sehr hoch
Der OPEC kommt dabei entgegen, dass die Angebotssituation momentan vergleichsweise angespannt ist. Erste umfragebasierte Schätzungen der Nachrichtenagentur Reuters zeigen, dass die tägliche OPEC-Produktion im Januar um 410.000 Barrel niedriger war als noch im Dezember. Dass Angola das Kartell zum Jahreswechsel verlassen hat, ist in diesen Zahlen bereits berücksichtigt.
Somit stellt der Produktionsrückgang im Januar den stärksten seit dem letzten Juli dar. Verantwortlich für ihn sind einerseits Produktionsausfälle als Folge von Protesten in Libyen. Hinzu kommen aber auch freiwillige zusätzliche Produktionskürzungen einiger OPEC-Mitglieder bzw. von OPEC+-Staaten. Sie waren Ende November beschlossen worden.
Damit setzt sich eine Tendenz fort, die bereits zum Ende des letzten Jahres zu beobachten war. Sie besteht darin, dass die OPEC und auch die OPEC+-Staaten zumindest temporär bereit sind, Marktanteile aufzugeben, um dafür im Gegenzug höhere Preise für ihr Öl zu erhalten. Ausgeglichen hatten diese Produktionskürzungen bislang die Erdölproduzenten in den USA. Für 2024 wird jedoch damit gerechnet, dass die Produktionssteigerungen außerhalb der OPEC+-Staaten deutlich niedriger ausfallen als in 2023.
Diese Annahme deckt sich mit der Einschätzung der US-Energiebehörde EIA. Sie hat in ihrem Monatsbericht bestätigt, dass sie für die tägliche US-Ölproduktion nur noch einen Anstieg um 300.000 Barrel erwartet. Pessimistisch stimmt die US-Behörde dabei, dass die Bohraktivitäten vor allem die in der zweiten Jahreshälfte 2023 deutlich gefallen sind.
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