Kürzlichz hat der Warnstreik im Öffentlichen Dienst den Verkehr in Deutschland weitgehend lahmgelegt. Vordergründig geht es den Streikenden um höhere Löhne und einen Ausgleich der Inflation. Doch gerade der Vergleich mit den Lohnforderungen anderer Gewerkschaften zeigt, dass Ver.di andere Ziele verfolgt und nicht nur Lohngerechtigkeit will.
Anders als im Öffentlichen Dienst, wo noch verhandelt wird, liegen aus der Chemischen Industrie und der Metallindustrie bereits Tarifabschlüsse vor. Sie sehen zwar deutliche Lohn- und Gehaltserhöhungen für die Beschäftigten vor, einen vollen Ausgleich der Inflation konnte allerdings nicht einmal die mächtige IG Metall erreichen.
Der Grund für die in beiden Branchen geübte Zurückhaltung der Gewerkschaften liegt darin, dass die Industrie bereits damit begonnen hat, Arbeitsplätze im Inland abzubauen und Produktionskapazitäten ins Ausland zu verlegen. Dort sind insbesondere die Energiekosten deutlich geringer als in Deutschland und ohne Energie kann nahezu kein Produkt erzeugt und keine Dienstleistung erbracht werden.
Gemeinsam mit Klimaaktivisten gegen verpönte Branchen
Anders ist die Lage im Öffentlichen Dienst. Die hier beschäftigten Mitarbeiter können sicher sein, dass ihr Arbeitsplatz nicht so einfach ins Ausland verlagert werden kann. Das stärkt vordergründig die Verhandlungsposition der Gewerkschaft. Allerdings muss man bei Verdi aufpassen, dass die Forderungen nicht aus dem Ruder laufen.
Schon jetzt ist der Staatsanteil an der deutschen Wirtschaft sehr hoch und gerade in den letzten Jahren hat sich der deutsche Staat in einem Maß verschuldet, das zuvor nie erreicht worden war. Die hohen Schulden, die mit Geld aus dem Nichts – früher hätte man gesagt, mit Geld aus der Notenpresse finanziert werden, sind allerdings ein wesentlicher Inflationstreiber.
Gemeinsame Sache macht Ver.di inzwischen auch mit den radikalen Klimaaktivisten. Sie dringen darauf, dass zahlreiche Branchen in Deutschland deutlich schrumpfen müssen, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Dummerweise sind dies jedoch die Branchen, die bislang den deutschen Wohlstand gesichert haben. Will Ver.di diese jetzt gemeinsam mit den neuen Partnern in Deutschland endgültig kaputt streiken, wird mittelfristig auch die Basis zerstört, auf der der Öffentliche Dienst steht.