Der Krieg in der Ukraine und die westlichen Sanktionen belasten Russland, aber sie haben das Land nicht zusammenbrechen lassen. Verschiedene Faktoren sind dafür verantwortlich. Ein wesentlicher ist Elwira Nabiullina. Die promovierte Ökonomin ist die Chefin der russischen Zentralbank.
Ihre Aufgabe bestand besonders zu Beginn des Krieges darin, die Geldwertstabilität zu bewahren und gleichzeitig die Gold- und Devisenreserven des Landes zu schützen. Beides ist ihr gelungen. Mit schnellen Adhoc-Maßnahmen passte sie im Frühjahr 2022 das russische Geldsystem an die veränderte Lage an.
Ihr primäres Ziel war es zunächst, massive Kapitalabflüsse zu vermeiden. Dazu wurden verschiedene Kapitalmarktkontrollen eingeführt. Sie bestanden darin, dass Auszahlungen nur noch in Rubel getätigt werden konnten, Auslandsüberweisungen gedeckelt wurden und die Unternehmen dazu verpflichtet wurden, ihre Deviseneinnahmen in Rubel umzutauschen.
Stabile Währung und geringe Inflation
Zwar sank der Außenwert der russischen Währung unmittelbar nach dem Beginn der Sanktionen sehr schnell ab, er erholte sich aber auch ebenso schnell wieder. Kostete im Tief ein Euro 144 Rubel, so sind aktuell je nach Tageskurs nur etwa 88 Rubel zu bezahlen.
Ein Ziel der Sanktionen war es auch, die russischen Verbraucher zu treffen und diese damit gegen die Regierung aufzubringen. Beides ist nicht gelungen, denn der befürchtete Run auf die eigenen Ersparnisse blieb aus und mit Blick auf die Inflation im Land leben die Russen aktuell fast in paradiesischen Zeiten. Schließlich lag die Teuerung im Mai 2023 bei lediglich 2,5 Prozent.
Das sind ganz andere Zahlen als jene, die wir gerade aus Deutschland und den anderen europäischen Ländern gewohnt sind. Auch westliche Produkte sind in Russland nicht zur totalen Mangelware geworden. Zwar beendeten viele Hersteller die direkte Belieferung des Landes mit ihren Waren. An ihre Stelle traten jedoch Zwischenhändler.
Sie verkaufen jetzt westliche Produkte auch ohne die Zustimmung der Hersteller in Putins Reich. Die Lieferkette wurde durch diesen Schritt zwar länger. Aber die vom Westen gewünschte totale Unterbrechung der Lieferketten gab es nicht.