Während es in der Ostukraine in den (von Russland nun anerkannten) Separatistengebieten im Donbas zu vermehrten Schusswechseln kommt und die politische Situation im Konflikt zwischen Russland und seinen Nachbarn weiterhin unübersichtlich ist, kann leicht übersehen werden, dass es auch in Russland Dinge gibt, die sogar uns im Westen sehr gefallen sollten. Mehr noch: die uns sogar zu Neid und Bewunderung veranlassen könnten, wenn wir denn genau hinschauen würden.
Natürlich ist in Wladimir Putins Reich nicht alles zum Besten gestellt und die Verhältnisse im Land sind sowohl wirtschaftlich wie politisch vorsichtig formuliert kompliziert. Doch anzuerkennen ist, dass Russland ein Land ist, das seit Jahren mit einer bemerkenswerten Währungs- und Steuerdisziplin geführt wird.
Die russische Staatsverschuldung ist beispielsweise deutlich geringer als die deutsche oder gar die amerikanische und wäre Russland Teil der Eurozone, hätte es nicht die geringsten Probleme, die Kriterien des Maastrichter Vertrags zu erfüllen, denn seine Staatsverschuldung liegt gemessen am Bruttoinlandsprodukt bei nicht einmal 20 Prozent.
Niedrige Schulden, hohe Golddeckung und positive Realrenditen
Da können schon die angeblichen deutschen Musterschüler neidisch werden und Onkel Sam jenseits des großen Teichs, der eine Staatsverschuldung von über 30 Billionen US-Dollar aufgehäuft hat, was geschmeidigen 125 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht, dürfte ebenfalls Schwierigkeiten haben, diese Zahlen zu glauben, geschweige denn sie selbst zu erreichen.
Auch hinsichtlich seiner Währung und der Geldpolitik ist Russland zumindest aus Sicht der Sparer sehr attraktiv. Denn während Euro und US-Dollar nur durch Druckorgien auf sich aufmerksam machen und faktisch durch nichts werthaltiges mehr gedeckt sind, weist der russische Rubel weltweit eine der höchsten, wenn nicht sogar die höchste Golddeckung auf.
Auch was die Zinsen betrifft ist Russland für die Sparer das reinste Paradies. Für die Schuldner allerdings eher die kalte Hölle, denn ihren Leitzins hat die russische Zentralbank erst kürzlich um 100 Basispunkte angehoben. Er liegt augenblicklich bei 9,5 Prozent. Damit ist das Land trotz hoher Inflation, die wir übrigens inzwischen auch haben, einer der wenigen Währungsräume, in denen nach Abzug der Inflation immer noch positive Realrenditen zu erzielen ist.
Die niedrigen Staatsschulden, die hohe Golddeckung des Rubels und die positiven Realrenditen für die russischen Sparer wirken nicht nur attraktiv, für all jene, die sich nach soliden Staatshaushalten, stabilen Währungen und positiven Realrenditen sehnen. Sie machen das Land auch deutlich weniger anfällig für mögliche Sanktionen aus dem Westen.