Der frühere VW-Vorstandschef Herbert Diess verfolgte während seiner Amtszeit das Ziel, den belastenden Diesel-Skandal, den sein Vorgänger maßgeblich mitverursacht hatte, möglichst schnell hinter sich zu lassen und dem Volkswagenkonzern ein neues, besseres Image zu geben.
Was folgte, war einer der radikalsten Kurswechsel, den es in der Geschichte von Volkswagen je gegeben hat. Angetrieben von der Politik, die in Elektroautos das einzige Mittel zur Bekämpfung des Klimawandels im Bereich des Straßenverkehrs sah, entschloss sich Volkswagen zu einem radikalen Konzernumbau.
Er umfasste nicht nur die Frage, welche Fahrzeugreihen mit welchen Antrieben in Zukunft überhaupt noch gefertigt werden sollten, sondern vollzog sich auch in einem atemberaubenden Tempo. So sahen die von Herbert Dies vorgegebenen Ziel vor, ab Mitte der 2020er Jahre keine neuen Verbrennermotoren mehr zu entwickeln. Ab 2035 wären überhaupt keine Fahrzeuge mit klassischen Benzin- und Dieselmotoren mehr vom Band gelaufen.
Volkswagen besinnt sich auf seine Stärken
Der radikale Wandel scheiterte. Herbert Diess wurde durch Porsche-Chef Oliver Blume ersetzt und dieser besann sich wieder auf die Stärke des Konzerns, die Entwicklung von hochwertigen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Ende Dezember machte Oliver Blume den erneuten Strategiewechsel in zwei Interviews deutlich.
Sie erregten insbesondere in der Fachwelt Aufsehen, denn die Pläne des neuen VW-Chefs wurden als neuerlicher Strategiewandel begriffen und auch begrüßt. Damit ist klar: Unter der Leitung von Oliver Blume wird Volkswagen noch über viele Jahre hinweg Fahrzeuge planen und bauen, die mit Benzin und Diesel angetrieben werden.
Dieser Schwenk ist möglich, weil auch im Bereich der Verbrennungsmotoren noch Entwicklungspotential besteht und sich selbst Benziner und Diesel nahezu CO2-neutral betreiben lassen. Hinzu kommt, und dieser Grund ist für den neuen VW-Chef besonders wichtig: Diese Motoren sind aufgrund ihrer Leistungsmerkmale beliebt und werden deshalb weltweit nachgefragt.