Wahre Worte sind nicht schön und schöne Worte sind nicht wahr. Das lehrte schon vor mehr als 2.000 Jahren der chinesische Philosoph Laotse, denen die es hören wollten. Ob es zu seiner Zeit viele waren, wissen wir nicht. Zumindest waren es einige, die so gescheit und weitsichtig waren, dass sie seine Worte auch bis in unsere Zeit hinein überliefert haben.
Robert Habeck spricht in diesen Tagen viel. Meist sind es vor allem schöne Worte. Ihr Wahrheitsgehalt ist zumindest ergänzungsbedürftig, denn immer wieder gerne wird das verschwiegen, was eigentlich der Auslöser des Problems ist. So werden die Deutschen seit Wochen mit Halbwahrheiten und Nebelkerzen geblendet, obwohl es eigentlich an der Zeit wäre, endlich Klartext zu sprechen.
Erst wollte der deutsche Wirtschaftsminister die drei noch laufenden Atomkraftwerke gar nicht weiterlaufen lassen. Da auch er sich der Wahrheit, dass es ohne sie in diesem Winter nicht gehen wird, nicht mehr verschließen konnte, wurden sie schließlich in die Reserve eingestellt. Jetzt dämmert dem Minister langsam, dass auch die Reserve-Idee keine Lösung ist.
Statt tragfähige Konzepte zu entwickeln, hangelt sich ein Land von Notnagel zu Notnagel
Lösung ist überhaupt an dieser Stelle das entscheidende Stichwort, denn was ist von einem Politiker zu halten, der nur von zwölf bis Mittag oder bis zum Ende des Winters denkt. Glauben Robert Habeck und seine klimarettenden Staatssekretäre tatsächlich, dass die Gaskrise nach dem Winter vorbei ist und wieder Gas erstens im Überfluss und zweitens auch zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung steht?
Noch absurder war jedoch die Begründung, die Robert Habeck den Deutschen für den verhassten Weiterbetrieb der Kernkraftwerke lieferte. Schuld war zur Abwechslung mal nicht Wladimir Putin, sondern der französische Präsident Emmanuel Macron, der es nicht fertigbringt, seine Atommeiler rechtzeitig ans Netz zu bringen, um damit Stromdefizite östlich des Rheins auszugleichen.
In ihrem Koalitionsvertrag hatte die Ampelregierung im November 2021 noch festgelegt, dass in Deutschland schnellstmöglich 30 Gaskraftwerke gebaut werden müssten. Notwendig seien sie als Backup für die vielen Windräder, wenn Flaute herrscht und sich keines von ihnen mehr dreht.
Das Gas dafür sollte scheinbar vom Himmel fallen oder aus Russland kommen, was nun auch keine Option mehr ist. Aber Schuld sind nicht die deutschen Fehlplaner der Ampelkoalition, sondern wahlweise Sündenböcke aus dem Ausland. Jetzt trifft es halt den französischen Präsidenten. Aber dieser kann sich trösten: Er wird gewiss nicht der letzte Sündenbock für eine katastrophale deutsche Fehlplanung sein.