Wir leben in einer Zeit, in der Nachrichten und Fakten, die nicht in unser System passen, einfach ausgeblendet und vollkommen ignoriert werden. Das ist psychologisch angenehm, denn es erspart uns unangenehmen Stunden des Nachdenkens und Aufarbeitens. Auf lange Sicht ist dieses Verhalten jedoch nicht nur gefährlich, sondern regelrecht tödlich, denn wir sägen den Ast ab, auf dem wir sitzen und es uns bequem gemacht haben.
Ein Beispiel ist die Absage an alle fossilen Rohstoffe. Sie wollen wir aus unserem Energiemix entfernen – je schneller desto besser. Doch verbraucht werden immer mehr Öl, Gas und Kohle. Propagiert werden stattdessen alternative Formen der Stromerzeugung durch regenerative Quellen wie Wind und Solar und eine durch die Elektromobilität massiv veränderte Art der Fortbewegung. Doch beides wird auf Dauer ein Traum bleiben, weil die Basis fehlt.
Die Basis dieses Entwicklungsschritts ist nicht der menschliche Wille etwas zu ändern, sondern allein die Fähigkeit, es auch zu tun. Damit im Energiebereich den schönen Worten auch die notwendigen Taten folgen können, bedarf es vieler Rohstoffe. Zu ihnen gehören eher weniger bekannte Rohstoffe wie die magnetischen Seltenen Erden Praseodym und Neodym oder Gallium und Germanium, aber ebenso altbekannte Rohstoffgrößen wie das Kupfer oder das Silber.
Sie alle werden in Mengen benötigt, die weit über den Verbrauch früherer Jahre hinausgehen. Diese Erkenntnis ist alles andere als neu. Der Entschluss, die alternativen Technologien einzusetzen, ist ebenfalls schon vor einigen Jahren getroffen worden. Doch in der Zwischenzeit ist nichts geschehen, um diese beiden Entwicklungsstränge mit einander zu verbinden.
Verlorene Zeit ist nur schwer wieder aufzuholen
Dieses Versäumnis fällt uns jetzt bereits auf die Füße, denn bei vielen Rohstoffen ist eine „Versorgungssicherheit“ nur noch dann gegeben, wenn der Verbrauch eingeschränkt wird. Oder anders formuliert: Wenn die Ukraine einfach pro Tag nur noch ein Zehntel der normal üblichen Anzahl an Granaten verschießt, verliert sie zwar den Krieg gegen Russland, trägt aber damit zur Entspannung auf dem Antimonmarkt bei.
Das Antimon und der Krieg in der Ukraine sind nur ein Beispiel dafür, wie massiv Angebot und Nachfrage im Rohstoffsektor in den vergangenen Jahren auseinandergedriftet sind. Der Laptop oder Computer auf Ihrem Schreibtisch und das Handy in Ihrer Tasche sind zwei andere Beispiele, die Ihnen vermutlich viel näher sind als der immer noch recht ferne Krieg in der Ukraine. Vermutlich werden Sie wie selbstverständlich davon ausgehen, dass Sie die Einheiten, die Sie heute nutzen, in einigen Jahren gegen neue austauschen werden.
Was aber, wenn Sie diese Rechnung ohne den Wirt gemacht haben und in 30 oder 40 Monaten feststellen müssen, dass Handys und Computer unbezahlbar geworden sind, weil es bei ihrer Produktion an Silber und Kupfer fehlt? Unvorstellbar? Keineswegs! Vor allem dann nicht, wenn Sie einen Blick auf die Liste mit den zukünftig aus der Produktion aussteigenden und in die Produktion einsteigenden Minen geworfen haben.
Versorgungssicherheit droht im Rohstoffsektor ein Fremdwort zu werden
Viel wäre schon gewonnen, wenn sich beide Seiten in etwa die Waage halten würden. Doch dem wird nicht so sein, denn erstens wurde die Erkundung neuer Vorkommen in diesem noch recht kurzen Jahrhundert sträflich vernachlässigt und zweitens steigt der Verbrauch durch neue Anwendungen und mehr Menschen, die zum westlichen Lebensstil aufschließen, immer weiter an.
Mark Bristow, der CEO von Barrick Gold, prägte den Ausdruck, dass „die Wertschöpfung durch den Bohrer erfolgt“. Er hat vollkommen recht und das nicht nur für seinen eigenen Bereich des Bergbaus, denn ohne Rohstoffe wird es auch in der Industrie einen deutlichen Rückgang der Wertschöpfung geben. Selbst Dienstleister sind ohne Rohstoffe schnell arbeitslos, denn welche Dienstleistung wollen diese noch erbringen, wenn es an den wesentlichen Energie- und Basisrohstoffen fehlt?