Das jährliche Treffen der weltweiten Notenbankchefs im amerikanischen Jackson Hole ist im August einer der Fixpunkte im Terminkalender der Verantwortlichen. Was dort gesprochen und erklärt wird, bewegt die Finanzwelt. Manchmal auch die restliche Welt. In diesem Jahr könnte es wieder so sein, denn nicht nur unter den führenden Notenbankern ist die Inflation ein Thema.
Offiziell steht in diesem Jahr die „Neubewertung der Zwänge für Wirtschaft und Politik“ auf der Agenda der Zentralbanker. Inoffiziell dürfte allerdings die hohe Inflation im Mittelpunkt stehen. Sie ist unausgesprochen der große Elefant, der zwangsläufig mit im Raum stehen wird, wenn Jerome Powell und seine Kollegen über die Zwänge und Möglichkeiten der Geld- und Zinspolitik debattieren werden.
Der Druck ist dabei groß, denn seit 40 Jahren war die Inflation nicht mehr so hoch wie sie aktuell ist und eine kurzfristige Entlastung ist nicht in Sicht. So wächst die Nervosität nicht nur bei den Bürgern, sondern auch jene der Politiker. In den USA stehen im Herbst die Zwischenwahlen an, in der Türkei wird im kommenden Jahr der Präsident gewählt.
Die USA und die Türkei werden unterschiedliche Wege gehen
So wundert es nicht, dass die Demokraten in den USA, die bei den Zwischenwahlen befürchten müssen, ihre Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses zu verlieren, derzeit einen hohen Druck auf die US-Notenbank ausüben. Auch der türkische Präsident Recep Erdogan möchte im kommenden Jahr wiedergewählt werden.
Dabei helfen soll eine Wiederbelebung der Wirtschaft. Um sie zu erreichen, hat die türkische Notenbank im August ihren Leitzins erneut gesenkt. Sie folgt damit der reichlich unorthodoxen Wirtschaftspolitik des türkischen Präsidenten, der der Meinung ist, eine Inflationsrate von 80 Prozent sei am besten mit immer tieferen Zinsen zu begegnen.
Die meisten Volkswirte und auch die Finanzmärkte sehen das anders. In den USA wird deshalb vermutlich das Pendel in die andere Richtung ausschlagen. Hier interessieren ein paar mehr Arbeitslose derzeit nicht. Als sehr störend wird aber besonders von den regierenden Demokraten empfunden, dass die knapp 170 Millionen US-Wähler die hohe Inflation beim Einkauf, an der Tankstelle aber auch im Restaurant täglich spüren.