So hoch wie im Juni ist die Inflation in den USA in diesem Jahrhundert noch nicht gewesen. Man muss schon über 40 Jahre zurückgehen, bis auch die amerikanische Statistik höhere Inflationswerte ausweist. Nicht nur für die Amerikaner war es deshalb erschreckend, dass die Inflation in den Vereinigten Staaten im Juni auf 9,1 Prozent angestiegen ist.
Letztmalig höher war die US-Inflation im Dezember 1981. Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden, dass die US-Statistik in den 1990er Jahren – politisch motiviert – wesentliche Veränderungen erfahren hat. Die Inflationsraten von heute sind daher optisch deutlich niedriger als die Werte früherer Jahre.
Würde man die Teuerung heute immer noch so berechnen, wie man es im Jahr 1981 getan hat, wären die damaligen Werte schon längst überschritten worden. An diesem kleinen Detail zeigt sich, wie alt und wie anhaltend das Bemühen der Politik, nicht nur in den USA, sondern überall auf der Welt, ist, den Bürgern das wahre Wesen der Inflation nach Möglichkeit nicht vor Augen zu führen.
Der politische Versuch, die unangenehme Wahrheit der Teuerung vor den Bürgern möglichst gut zu verschleiern, ist durchaus verständlich, denn die Inflation wirkt wie eine zusätzliche Steuer und es hat schon seinen Sinn, dass das deutsche Wort Steuer zu fünf Sechsteln aus dem Wort teuer besteht.
Es droht ein besonders großer Zinsschritt und damit ein weiterer Verfall des Euros
Die Volkswirte zeigten sich nach der Veröffentlichung der neuen Zahlen wieder einmal überrascht. Sie hatten erwartet, dass die Teuerung unterhalb der Schwelle von 9,0 Prozent verbleiben würde. Nun wurde allerdings nach hohen 8,6 Prozent Inflation schwindelerregende 9,1 Prozent für den Juni ermittelt.
Damit steigt der Druck auf die US-Notenbank. Sie hat bereits eine starke Zinserhöhung signalisiert. So deutete die Federal Reserve Atlanta bereits an, dass die Zentralbank den Leitzins Ende Juli um ganze 100 Basispunkte von 1,75 auf 2,75 Prozent anheben könnte.
Damit wird es auch für die Bürger in Euroland teuer, denn sollte die FED ihren Leitzins bei ihrer nächsten Sitzung nicht nur erneut um 0,75 Prozentpunkte anheben, sondern den Leitzins gleich um vier normale Zinsschritte anheben, steigt die Zinsdifferenz zur Eurozone nochmals deutlich stärker an.
Der Devisenmarkt wird darauf in der bekannten Art und Weise reagieren und den Euro gegenüber dem US-Dollar weiter abwerten. Mit einem schwächeren Euro steigen aber auch bei uns die Energiekosten nochmals deutlich an und die importierte Inflation wird zu einem immer größeren Problem.