In den letzten sechs Monaten hat der US-Dollar stark an Wert verloren. Um knapp zehn Prozent ging der US-Dollar-Index (DXY) zurück. Für eine Währung ist dies ein sehr starker Verlust in einer recht kurzen Zeit. Gleichzeitig ist der Goldpreis um rund 20 Prozent gestiegen.
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass gerade in den USA viele Stimmen aufkamen, die von einem Untergang der US-Währung warnten und die im gleichen Atemzug Gold als Sicherheit empfahlen. Auch in Europa beschäftigten sich die Kommentatoren mit diesem Thema.
Entscheidend für den Blick auf das Thema ist die Perspektive. Sie kann leicht zu einer verzerrten Wahrnehmung führen, denn gewiss arbeiten Länder wie Russland und China daran, die aktuelle Vorherrschaft des US-Dollars als führende Welthandels- und Weltreservewährung zu brechen. Und selbstverständlich fällt es auf, wenn Länder wie Saudi-Arabien sich plötzlich vom US-Dollar abwenden und auch andere Währungen als Zahlungsmittel für ihr Öl bzw. ihre Rohstoffe akzeptieren.
Es mangelt der Welt aktuell an Alternativen zum US-Dollar
Doch eine Substitution des US-Dollars kann sich auch dann nicht mal eben über Nacht vollziehen, wenn eine gleichwertige Alternative zur Verfügung steht. Solche Vorgänge benötigen Zeit. Das wissen insbesondere die Chinesen, denen gleichzeitig auch bewusst ist, dass ihre eigene Währung, der Yuan, noch lange nicht so weit entwickelt ist, dass er den US-Dollar als Leitwährung jetzt schon beerben könnte.
Das Gold hätte das Vertrauen, das nötig wäre, um an die Stelle des US-Dollars treten zu können. Hier ist das Problem allerdings ein anderes. Viele Länder haben viel zu wenig Gold. Sie haben wie Großbritannien ihre Goldreserven weitestgehend verkauft oder sie haben es in den vergangenen Jahren versäumt, ihre Goldreserven ausreichend zu vergrößern.
Zwar stehen viele Notenbanken von Schwellen- und Entwicklungsländern beim Gold derzeit massiv auf der Käuferseite. Doch von einem neuen Goldstandard ist die Welt noch weit entfernt, denn dieser würde nicht nur beinhalten, dass bedeutende Goldbestände vorhanden sein müssen.
Es fehlt auch am ernsthaften Willen, den US-Dollar jetzt schon abzulösen
Ebenfalls müssten die Staaten und ihre Zentralbanken bereit sein, die Kontrolle über das Geldsystem aufzugeben, denn dieses lässt sich ein einem goldgedeckten Währungssystem bei weitem nicht so leicht und so beliebig manipulieren wie dies im aktuellen Fiat-Money-System möglich ist.
Da von dieser Bereitschaft noch nichts zu erkennen ist, dürfte es noch viel zu früh sein, um den Abgesang auf den US-Dollar und die anderen Papiergeldwährungen anzustimmen. Allerdings ändert das nichts daran, dass Gold und Silber für die private Vermögenssicherung heute ebenso wertvoll und nützlich sind wie früher.