Kurzfristig liegt der Druck auf dem Gold, langfristig jedoch auf dem US-Dollar

Am ersten Freitag eines jeden Monats werden in den USA die monatlichen Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Sie fielen zuletzt nicht so aus, wie es die Analysten im Vorfeld erwartet hatten, denn außerhalb der Landwirtschaft wurden 272.000 Stellen neu geschaffen. Das waren deutlich mehr Jobs als die Analysten erwartet hatten, denn diese waren im Vorfeld der Zahlen davon ausgegangen, dass „nur“ 185.000 Stellen im Mai neu geschaffen worden seien.

Nicht gefallen konnte dem Markt auch, dass die Lohnkosten sich stärker als erwartet erhöht hatten. Gerechnet hatten die Marktteilnehmer mit einem Anstieg von 3,9%. Tatsächlich stiegen die Lohnkosten für die Unternehmen im Mai jedoch um 4,1%. Damit wird deutlich, dass der inflationäre Druck in den USA immer noch hoch ist. Zu hoch, als dass die US-Notenbank ebenso wie die EZB ihre Zinsen kurzfristig senken könnte.

Die Hoffnung auf niedriger Zinsen wurde damit in den USA abermals enttäuscht und auf den November verschoben. Als Reaktion auf die Zahlen und die veränderten Zinsaussichten stieg der Dollar, während gleichzeitig der Euro aber auch das Gold mit Abgaben zu kämpfen hatten. Das Gold litt zusätzlich unter der Nachricht, dass sich die offiziellen Goldreserven der Peoples Bank of China zum ersten Mal seit November 2022 nicht mehr verändert hatten.

Die Notenbanken werden ihre grundsätzliche Entscheidung für das Gold wegen ein paar monatlichen Arbeitsmarktdaten kaum infrage stellen

Dass die EZB am Donnerstag ihren Leitzins gesenkt hat, spielt an dieser Stelle keine Rolle mehr. Im Gegenteil: Kurzfristig erhöht die gestiegene Zinsdifferenz den Druck auf den Euro. Mittel- bis langfristig wird jedoch entscheidend sein, ob die USA wieder zur Haushaltsdisziplin zurückkehren werden. Solange es dafür keine überzeugenden Anzeichen gibt, wird die Flucht ins Gold anhalten, weil sie vor allem von den ausländischen Notenbanken angetreten worden ist.

Entscheidend sind an dieser Stelle nicht die westlichen Notenbanken, sondern die Zentralbanken der BRICS-Staaten und vieler Schwellen- und Entwicklungsländer. Sie haben seit Februar 2022 auf die westlichen Sanktionen gegen Russland reagiert und ihre Bestände an US-Dollar reduziert und dafür im Gegenzug Gold gekauft.

Im Hintergrund steht das Wissen, dass im Westen gelagerte Finanzmittel, nicht mehr sicher sind, sonder bei einem neuerlichen Sanktionsregime kurzfristig eingefroren werden können. Dieser Gefahr will sich keine Notenbank dauerhaft aussetzen. Von daher ist zu erwarten, dass die Goldkäufe der Zentralbanken nicht nur fortgesetzt werden.

Zu rechnen ist auch damit, dass die kaufwilligen Notenbanken Preisrückgänge beim Gold dazu nutzen werden, weitere Bestände aufzubauen. Mit einer Fortsetzung der laufenden Aufwärtsbewegung beim Goldpreis darf daher gerechnet werden.