Die Inflation haben die Anleger als Thema zunächst einmal abgehakt. Der jüngste Rückgang der Teuerung in den USA hat viele Investoren in dieser Haltung noch einmal bestätigt. Ob zu Recht, dass müssen die nächsten Monate zeigen. Da die Inflation im Sommer des letzten Jahres stark angezogen hat und die Anstiege immer auf einer jährlichen Basis berechnet werden, ist zumindest ab dem Sommer damit zu rechnen, dass der statistische Basiseffekt dämpfend wirken wird.
Abgelöst worden ist die Inflation als führendes Thema durch die Angst vor einer Rezession. Inzwischen gehen die Finanzmärkte davon aus, dass es eine Rezession geben wird. Fraglich ist nur noch wann diese starten und wie lange sie am Ende dauern wird. Zu einer Rezession passen rückläufige Rohstoffpreise, denn wenn wenn weniger produziert wird, fällt zwangsläufig auch die Nachfrage nach Öl, Eisenerz, Kupfer und anderen Rohstoffen.
In dieses Bild passte sehr gut, dass sich die Preise wichtiger Schlüsselrohstoffe in den ersten Monaten des Jahres tendenziell schwächer entwickelt haben. Zu nennen sind hier in erster Linie das Öl, aber auch das Kupfer. An den Finanzmärkten wird Kupfer oft Dr. Kupfer genannt, denn sein Verbrauch reagiert sehr sensibel auf die jeweilige Nachfrage.
Dr. Kupfer sendet ein deutliches Zeichen
Daher ist der Kupferpreis sehr oft ein guter Indikator dafür, wie es gerade um die Wirtschaft bestellt ist. An dieser Stelle sollten die Anleger derzeit aufhorchen, denn seit Ende März ziehen die Kupfernotierungen wieder an. Beim Blick auf die Charts wird schnell deutlich, dass der Anstieg, der den Beginn des zweiten Quartals 2023 kennzeichnete, sehr impulsiv war.
Begünstigt wurde der kräftige Anstieg um rund vier Prozent in diesem Quartal durch die Lagerbestände. Sie lagen Mitte April auf einem 17-Jahrestief. Damit ist die Basis für weitere scharfe Anstiege gelegt, denn ist die Kupfernachfrage nur ein wenig höher als erwartet, drohen schnell Lieferengpässe und neue Preisspitzen.
Gestützt werden die höheren Kupferpreise durch die in China angestoßenen neuen Infrastrukturprojekte. Sie bedingen zwangsläufig einen höheren Kupferbedarf. Auch die aktuelle Schwäche des US-Dollars begünstigt höhere Kupferpreise. Dass eine hohe Nachfrage, die auf ein viel zu geringes Angebot trifft, auch beim Kupfer explosiv auf die Preise wirken kann, zeigte die extrem steile Aufwärtsbewegung von 2020 bis 2022. In dieser Zeit stieg der Kupferpreis in der Spitze um 155 Prozent an.
Ob es wieder zu einem so massiven Anstieg kommen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch schon heute, dass die Kupfernachfrage in den nächsten Jahren stark ansteigen wird, weil der Übergang zur Elektromobilität einen sehr hohen zusätzlichen Kupferbedarf hervorrufen wird.