Verunsichert sind derzeit nicht nur die Anleger, die ihr Geld in Technologieaktien investiert haben. Auch die Rohstoffanleger, die sich im Kupfer- und Uranbereich positioniert haben, sind verunsichert, seitdem klar ist, dass die Nachfrage nach Chips und KI-Rechenkapazität deutlich geringer ausfallen könnte als es die meisten Anleger noch Mitte Januar erwartet hatten.
Die Analysten der Macquarie-Bank haben als Reaktion auf den DeepSeek-Schock ihre Prognose für die weltweite Kupfernachfrage deshalb umgehend auf den Prüfstand gestellt. Bislang waren sie davon ausgegangen, dass die weltweite Nachfrage nach Kupfer von 500.000 Tonnen pro Jahr bis 2030 auf über zwei Millionen Tonnen pro Jahr anwachsen könnte.
Schon bei ihrer damaligen Studie kamen die Experten jedoch zu dem Schluss, dass die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf die Kupfernachfrage nicht der entscheidende Faktor sein wird. Viel bedeutsamer für die Energieinfrastruktur und den langfristigen Bedarf an Kupfer ist die anhaltende Elektrifizierung unseres Lebens.
Die klassische Zahnbürste hat ausgedient und immer mehr Fahrzeuge werden heute elektrisch betrieben. Zu beobachten ist diese Entwicklung nicht nur in den westlichen Ländern, sondern überall auf der Welt. Damit entsteht auch rund um den Globus eine zusätzliche Nachfrage nach Strom und seiner Infrastruktur. Wobei gerade die Länder des globalen Südens durch ihren größeren Nachholbedarf die Vorreiter dieser Entwicklung sein könnten.
Macquarie warnt: Für den langfristigen Kupferbedarf ist die KI nicht entscheidend
Macquarie erwartet daher auch weiterhin einen deutlich höheren Kupferbedarf und hat die bereits in der Vergangenheit gemachte Prognose von einem Bedarf von über zwei Millionen Tonnen Kupfer bis zum Jahr 2023 vor wenigen Tagen erneut bestätigt. Zwar könnte in der Tat der KI-Sektor seinen Strombedarf von 77 Gigawatt im Jahr 2023 bis zum Jahr 2030 auf 334 Gigawatt steigern und damit um etwa 30% über den bisherigen Schätzungen liegen.
Dennoch entspricht dieser Anstieg lediglich einem Anteil von fünf Prozent an der prognostizierten weltweiten Steigerung des Strombedarfs. Gleichzeitig ist in Rechnung zu stellen, dass die Menge an Kupfer, die in einem Rechenzentrum für die Datenübertragung verwendet wird, deutlich zurückgegangen ist. Der Grund dafür ist ein technischer Natur: Die Rechenleistung der eingesetzten Komponenten hat die Kapazität von Kupferkabeln überschritten und die Datengeschwindigkeiten bewegen sich zunehmend in Richtung von bis zu 800 Gb/s als Übertragungsrate.
Daher ist nun die Glasfaser die bevorzugte Wahl, wenn es darum geht, Server, Switches und Racks mit Abständen von wenigen bis zu Hunderten von Metern miteinander zu verbinden. Kupfer wird jedoch in Abhängigkeit von den Bandbreitenanforderungen auch weiterhin für die Verbindung von Geräten innerhalb von Racks und zwischen den einzelnen Racks verwendet. Den Kupferbedarf aus dem Bereich der Rechenzentren beziffert Macquarie deshalb bis 2030 auf 175.000 bis 265.000 Tonnen Kupfer pro Jahr.
Die Frage ist damit nicht, ob DeepSeek und die KI dem Kupfer den Stecker ziehen, sondern eher die, ob überhaupt genügend Kupfer für all die vielen elektrischen Anwendungen zur Verfügung stehen wird, welche die Menschen auch in den kommenden Jahren für sich nutzen wollen. Sie sind ein so großer Treiber für die zukünftige Kupfernachfrage, dass ein zusätzlicher Kupferbedarf durch die KI-Anwendungen demgegenüber kaum noch ins Gewicht fällt.