Wer als Anleger kein dickes Fell hatte, dem dürfte dieses in den letzten Wochen an der Börse regelrecht über die Ohren gezogen worden zu sein. Beim Blick auf die Panik, die sich an den Finanzmärkten ausbreitete, wird schnell deutlich, dass sie für Politiker und Staaten durchaus Vorteile hatte, denn in ihrer puren Sehnsucht nach Sicherheit flüchteten die Anleger wieder in den sicheren Hafen der Staatsanleihen.
Gerade US-Präsident Donald Trump, dem vermeintlichen Auslöser dieses Bebens an den Finanzmärkten, dürfte die Panik der Anleger sehr gut ins Konzept gepasst haben. Denn der US-Präsident steht in diesem Jahr vor der Herausforderung, einen großen Teil der ausstehenden US-Staatsschulden refinanzieren zu müssen. Konkret geht es um 9,2 Billionen US-Dollar, also rund ein Viertel der insgesamt rund 36 Billionen US-Dollar, die der amerikanische Staats sich im Lauf der Jahre von seinen Gläubigern geliehen hat.
Aufgenommen wurde ein großer Teil dieser Schulden während der Pandemie. Damals war das Zinsniveau allerdings deutlich niedriger als es heute ist. Für Donald Trump bedeutet dies, dass die Refinanzierung dieser Kredite eine recht teure Angelegenheit zu werden droht. Etwas preiswerter würde die Refinanzierung, wenn die US-Notenbank bereit wäre, ihre Zinsen zu senken.
Donald Trump leistet ganze Arbeit
Dazu hat sich die Federal Reserve Bank bislang allerdings noch nicht entschlossen, denn die Inflation ist zwar in den vergangenen Jahren wieder etwas zurückgekommen verharrt aber noch immer über dem Zielwert von zwei Prozent. Aber was die FED (noch) nicht will, vermag eine ausgewachsene Panik an den Finanzmärkten durchaus zu erreichen.
Beim Blick auf den aktuellen Zinssatz der 10-jährigen US-Staatsanleihen wird deutlich, wie sehr der US-Präsident in den letzten Wochen dazu beigetragen hat, seinem Finanzminister hohe Kosten zu ersparen. Wenige Tage vor der Amtseinführung von Donald Tramp lag der Zinssatz für die US-Treasuries mit 10-jähriger Laufzeit noch bei 4,81%. Aktuell liegt die Rendite nur noch bei 3,93%.
Kaufen mehr Anleger die Anleihen, steigen diese im Kurs, was gleichzeitig bedeutet, dass der Zinssatz fällt. Dieser Renditerückgang führt zu einer massiven Entlastung des US-Staatshaushalts um 662 Milliarden US-Dollar, wenn ein Rückgang der Rendite um 0,9 Prozentpunkte über acht Jahre angenommen wird.
Die rote Karte vom Anleihenmarkt folgte umgehend
Einen vergleichbaren Rückgang sucht man bei den deutschen Staatsanleihen vergeblich. Auch hier ging die Rendite seit dem 12. März 2025 zurück, allerdings nicht so stark wie in den USA, denn in Deutschland ermäßigte sich die Rendite lediglich von 2,94 auf 2,57 Prozent.
Es war allerdings nicht anzunehmen, dass Donald Trump diese ungleiche Behandlung der USA und Deutschlands durch die Anleger anschließend als „unfair“ bezeichnen würde. Dazu kam sie ihm viel zu gelegen. Allerdings hatte der US-Präsident seine Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Der Wirt, das war in diesem Fall der Anleihenmarkt und die hier aktiven Anleger gewannen schnell den Eindruck, dass sie angesichts des Zolltheaters und des mit ihm verbundenen deutlich höheren Risikos auch höhere Risikoaufschläge sprich Zinsen einfordern sollten. So stiegen die Zinsen für die 10-jährigen US-Staatsanleihen vom 6. bis zum 9. April schnell wieder von 3,84% auf in der Spitze 4,52%.
Dieser Anstieg war so fulminant und kontraproduktiv, dass der US-Präsident sich veranlasst sah, Druck vom Kessel zu nehmen und beim Zollstreit – außer mit China – zurückzurudern.