Wenn es an den Börsen einen Satz gibt, der die Anleger immer wieder sehr, sehr viel Geld kostet, manchmal sogar all ihre Ersparnisse, dann ist es zu glauben: „Heute ist alles anders.“ Die meisten Börsenexzesse sind aber nicht anders, weil sie immer von übertriebenen Gier geleitet sind. Weil diese Gier stets gleich ist, ist der Glaube, heute sei alles anders, so furchtbar gefährlich.
Beim Blick auf die aktuelle Situation ist es jedoch durchaus angemessen, darauf hinzuweisen, dass heute alles anders ist, denn die Ursachen sind völlig andere als in früheren Inflationszyklen. Es sind heute eben nicht im Konsumrausch gefangene Verbraucher, die mit Geld nur so um sich werfen, welche die Preise seit Monaten so rasant steigen lassen.
Vielmehr sind Waren, die fehlen, und Rohstoffe, die nicht gefördert werden oder nicht zum Verbraucher gebracht werden können, die wahren Preistreiber. Die Inflation, die wir heute erleben, ist eine angebotsinduzierte Inflation. Sie kann man deshalb auch nicht über den klassischen Weg der Inflationsbekämpfung durch teurere Kredite für die Verbraucher in den Griff bekommen.
Die alten Lehrbücher helfen nicht mehr
Schreitet man in einer solchen Situation dazu, die Kreditzinsen zu erhöhen, schwächt man die Inflation nicht ab, sondern heizt sie zusätzlich noch an. So argumentiert die Europäische Zentralbank und so hat sich über lange Zeit hinweg auch die Federal Reserve Bank in den USA geäußert. Inzwischen ist zumindest Letztere verbal umgeschwenkt.
Ob den Worten Taten folgen werden und wenn ja, in welchem Maße, das werden wir am 16. März und bei den weiteren FED-Beratungen im Lauf des Jahres sehen. Die Inflation einfach so laufen zu lassen und ihr am Seitenrand stehend mit verschränkten Armen weiter beim Steigen zuzusehen, kann aber auch nicht die Lösung sein.
Damit stehen die Notenbanken vor einem nur schwer zu lösenden Dilemma, denn es gilt in der Tat der Satz, dass heute alles anders ist. Da die Teuerung nicht durch die hohe Nachfrage, sondern das geringere Angebot zustande kommt, greifen die alten Lösungsansätze aus den volkswirtschaftlichen Lehrbüchern nicht mehr.
Nun müssen neue Lösungen her und so mancher Notenbanker könnte sich bereits wünschen, den Geist der Inflation durch die ewige Geldschwemme und Zinsen am Nullpunkt nie aus der Flasche entlassen zu haben.