56 Kernkraftwerke produzieren im Reich der Mitte bereits Strom, 30 weitere sind in Bau, 37 konkret geplant und weitere 158 Anlagen zumindest vorgeschlagen. In Indien bietet sich ein ähnliches Bild. Bis zum Jahr 2047 soll die in Kernkraftwerken erzeugte Strommenge auf 100.000 Megawatt erhöht werden. Aktuell werden in Indien lediglich 8.000 Megawatt durch Kernenergie erzeugt. Selbst Japan betreibt trotz der Reaktorkatastrophe von Fukushima weiterhin 33 Reaktoren und plant in Zukunft 20 bis 22 Prozent seines Strombedarfs durch die Kernenergie zu decken.
Allein seit 2014 sind 70 neue Reaktoren weltweit ans Netz gegangen. Russland errichtet gerade 36 neue Kernkraftwerke in China, Indien, Bangladesh, Ägypten, Usbekistan, aber auch in Armenien, der Slowakei, Ungarn, Weißrussland und dem Iran. Selbst Schweden, das in der vergangenen Dekade wie Deutschland den Ausstieg aus der Kernenergie verkündet hatte, denkt inzwischen wieder um und wünscht in Zukunft ein Viertel seiner elektrischen Energie in Kernkraftwerken zu erzeugen. Dazu sollen bis 2035 zwei Großkernkraftwerke errichtet werden und bis 2045 nochmals das Äquivalent von zehn normalen Reaktoren hinzukommen.
In diesen Kalkulationen ist der Bedarf noch nicht mit eingerechnet, der zusätzlich entstehen wird, sobald auch die kleineren modularen Reaktoren (Small Modular Reactor – SMR) verfügbar sein werden. Sie werden in den 2030er Jahren ein Thema werden und es wird erwartet, dass in einer ersten Phase 300 dieser Anlagen allein in den USA entstehen werden.
Netto Zero ist ohne die Kernenergie ein unerreichbarer Traum
Viele Länder haben sich vorgenommen, ihren Ausstoß an Kohlendioxid deutlich zu reduzieren. Einige wie Japan wollen bis 2050 das Netto-Zero-Ziel erreicht haben und netto kein CO2 mehr ausstoßen. Ohne die Kernenergie werden diese Pläne allerdings keine Chance haben, realisiert werden zu können.
Damit werden viele Länder zwangsläufig dazu übergehen, ja übergehen müssen, in der nächsten Dekade verstärkt auf die Kernenergie und hier vor allem auf die kleinen modularen Reaktoren zu setzen. Sie sind wesentlich schneller zu errichten und sie lassen sich durch ihren modularen Charakter so konzipieren, dass genau die Menge an Strom erzeugt werden kann, die in ihrem direkten Umfeld benötigt wird. Damit entfallen die Kosten für Überlandleitungen und den Betrieb größerer Anlagen.
Das vorhandene Urandefizit wird mit den Jahren immer größer werden
Für das laufende Jahr wird eine Urannachfrage von 192 Millionen Pfund erwartet. Das ist ein Problem, denn die Uranminen werden weltweit lediglich 157 Millionen Pfund Uran fördern. Somit beläuft sich das Defizit in diesem Jahr auf rund 35 Millionen Pfund. Da die Produktion nicht schnell hochgefahren werden kann, wird erwartet, dass dieses Defizit im kommenden Jahr auf 58 Millionen Pfund Uran ansteigen wird.
Bis 2034 wird ein Anstieg des Defizits auf 356 Millionen Pfund erwartet und für die Mitte der 2040er Jahre erwarten die Experten einen nicht gedeckter Bedarf von mehr als 1,04 Milliarden Pfund, der sogar auf mehr als 1,09 Milliarden Pfund ansteigen könnten, sollte die Anzahl der gebauten Kraftwerke am oberen Rand der Schätzungen liegen.
In diese Zahlen sind bereits jene Minen und Projekte mit eingerechnet, von denen jetzt schon bekannt ist, dass sie wieder in Produktion gehen sollen oder neu in Produktion kommen werden. Trotzdem ist die Lücke riesig. Auf absehbare Zeit ist das Uran damit eines der heißesten Eisen am Rohstoffmarkt und die Frage für viele Kraftwerksbetreiber wird nicht mehr sein, zu welchem Preis das benötigte Uran gekauft wird, sondern nur noch, ob überhaupt genügend Uran gekauft werden kann.