In den USA wurden gestern die Inflationszahlen für den Monat Juli veröffentlicht. Sie fielen etwas besser aus, denn die Teuerung fiel in den Vereinigten Staaten von 9,1 Prozent im Juni auf 8,5 Prozent zurück. Viele Analysten aber auch die Anleger an der Wall Street werten diese Entwicklung als Peak Inflation.
Die Annahme hinter diesem Begriff ist, dass die Amerikaner den Höhepunkt der Inflation fast erreicht oder sogar schon überschritten haben. Das würde es der US-Notenbank leichter machen, bei ihren Zinserhöhungen etwas stärker vom Gas zu gehen und das Tempo zu verlangsamen.
Nicht nur die Aktienkurse stiegen an der Wall Street. Selbst der schwache Euro erlebte Käufe und verbesserte sich zum US-Dollar auf ein Sechswochenhoch. Das ist für die Bürger der Eurozone positiv, denn der leicht gestiegene Außenwert der europäischen Gemeinschaftswährung, lässt die Rohstoffkäufe etwas preiswerter werden.
Wie nachhaltig sind diese Bewegungen?
Sollte der Kursanstieg des Euros von Dauer sein, könnte er dazu beitragen, dass in der Eurozone die Teuerung etwas zurückgeht. Ob es so kommt, hängt aber nicht von der Eurozone, sondern vor allem von der nächsten Zinsentscheidung der US-Notenbank ab. Hält diese nicht nur an ihren Zinserhöhungen fest, sondern auch an ihrem vergleichsweise hohen Tempo, dürfte der US-Dollar schnell wieder Stärke zeigen.
Überhaupt ist die Hoffnung, dass die Inflation ihren Höhepunkt bereits gesehen haben könnte, ein sehr riskantes Spiel, denn sie setzt voraus, dass die Arbeitnehmer so großzügig sein werden, dass sie von ihren Arbeitgebern keine nennenswerten Lohn- und Gehaltserhöhungen fordern werden.
Diese Annahme ist reichlich unwahrscheinlich, denn gerade in den USA herrscht derzeit Vollbeschäftigung. Das bedeutet mit Blick auf die von den Arbeitgebern zu bezahlenden Entgelte, dass die stärkere Verhandlungsmacht derzeit bei den Arbeitnehmern liegt.
Fordern diese in Kürze einen Inflationsausgleich, kommt die Lohn-Preis-Spirale in Bewegung. In diesem Fall könnte die Teuerung auch ohne immer weiter steigende Energiepreise weiterhin hoch bleiben. Damit würde auch für die US-Notenbank die Notwendigkeit erhalten bleiben, ihre Geldpolitik weiterhin eisern zu straffen.