Im Krieg in der Ukraine ist Deutschland zwar keine direkte Kriegspartei, doch wird niemand ernsthaft behaupten wollen, wir seien nicht involviert. Spätestens wenn es um die Lieferungen von Waffen und Ausrüstung an die Ukraine und die westlichen Sanktionen geht, ist auch Deutschland mit von der Partie.
Die deutsche Lage ist dabei so unkomfortabel, dass die meisten Deutschen, auch wenn sie derzeit nicht in Regierungsverantwortung sind, sich einen milden Winter wünschen. Er würde dank der höheren Temperaturen einen geringeren Gasverbrauch implizieren und sich deshalb entsprechend günstig auf unsere Situation auswirken.
Auf einen günstigen Winter hoffen auch die beiden Kriegsparteien selbst und analog zu uns Deutschen sind auch die Russen und Ukrainer ähnlich unvorbereitet für den Fall, dass der Winter nicht so günstig verlaufen sollte, wie man es sich vor seinem Beginn noch erhofft.
Wer den Winter nicht übersteht, könnte aus dem Spiel sein – endgültig
Russland ist in den vergangenen zwei Monaten militärisch in die Defensive geraten. Der russische Vormarsch geriet im Sommer zunächst ins Stocken und die Monate September und Oktober brachten der russischen Armee eine Reihe von Niederlagen und Rückzügen. Nun bereitet sich die russische Armeeführung offenbar darauf vor, mit den verbliebenen Kräften wenigstens die wichtigsten Positionen zu halten.
Ein günstiger Winter bringt aus russischer Sicht damit nur wenige und vor allem keine weitreichenden ukrainischen Angriffe und wird im eigenen Lager dazu genutzt, aus den in den vergangenen Wochen eingezogenen Reservisten eine schlagkräftige Armee zu machen. Ob die Zeit und die dazu notwendigen Ressourcen dafür zur Verfügung stehen werden, bleibt abzuwarten.
Recht unvorbereitet stolpert auch die Ukraine auf den Winter zu. Ihre Truppen haben zwar im Augenblick den deutlich größeren Elan, doch dieser könnte sehr schnell zum Erliegen kommen, wenn die Temperaturen erst einmal zu fallen beginnen, denn die ukrainische Armee klagt aktuell darüber, für den bevorstehenden Winter nicht adäquat ausgerüstet zu sein.
Es ist daher zu erwarten, dass auf beiden Seiten der Front aber auch im frontfernen Deutschland in den kommenden Wochen immer wieder gehofft und gebetet wird und der besorgte Blick wesentlich öfter als sonst sich auf das Thermometer richten wird.