In schöner Regelmäßigkeit stellen sich die Anleger die Frage, welche Anlageform denn über einen bestimmten Zeitraum die beste gewesen sei. Ob es generell sinnvoll ist, solche Überlegungen anzustellen, sei einmal dahingestellt, denn jedes dieser Rankings kann massiv dadurch beeinflusst werden, dass der betrachtete Zeitraum ausgeweitet oder eingeschränkt wird.
Aber wie dem auch sei: Das World Gold Council hat kürzlich seinen Bericht für das erste Halbjahr 2024 vorgelegt und kam dabei zum Schluss, dass sich das Gold im Vergleich zu anderen Anlagen in den ersten sechs Monaten des Jahres recht gut entwickelt hat, denn Ende Juni stand der Goldpreis zwölf Prozent höher als noch vor einem Jahr.
Die meisten konkurrierenden Anlageformen konnten vom Gold damit deutlich geschlagen werden. Besser waren nur die US-Aktien, die sogar einen Anstieg von 16 Prozent vollziehen konnten. Europäische Aktien, die Aktien der Schwellen- und Entwicklungsländer, aber auch Rohstoffe allgemein, konnten zwar ebenfalls zulegen, blieben mit ihrer Performance jedoch deutlich hinter dem Gold zurück.
Eine negative Performance wies der Anleihenmarkt auf. Er entwickelte sich in den USA noch am besten und beendete den 12-Monatsvergleich „nur“ mit einem geringfügigen Minus. Mit einem Minus von fast sechs Prozent waren die Verluste im Anleihensektor außerhalb der USA jedoch deutlich größer und für die betroffenen Anleger damit auch wesentlich schmerzhafter.
Mit dem 1. Halbjahr können die Goldanleger sehr zufrieden sein
Profitiert hat das Gold auch in den ersten sechs Monaten dieses Jahres von den anhaltenden Käufen der Notenbanken. Insbesondere in Asien ist die Kaufbereitschaft der Zentralbanken weiterhin hoch. Zu ihnen gesellt sich eine robuste Nachfrage von privater Seite. Auch sie wird vor allem von asiatischen Anlegern getragen.
Last but not least hat auch die anhaltende geopolitische Unsicherheit ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen, dass der Goldpreis auf einem hohen Niveau notiert. Zur Mitte des Jahres stellen sich allerdings viele Anleger die Frage, ob dieser Schwung auch in den kommenden Monaten anhalten wird.
Beim Ausblick auf das zweite Halbjahr sind zwei Beobachtungen derzeit von Bedeutung für die weitere Entwicklung des Goldpreises. Die erste betrifft die Lage der Wirtschaft. Sie präsentiert sich in vielen Ländern als schwach. Deshalb wird der Ruf nach Zinssenkungen zur Stimulierung der Wirtschaft immer lauter.
Welchen Weg nehmen die Zinsen im 2. Halbjahr?
Dieser Ruf kommt allerdings zu einer Zeit, in der die Inflation immer noch nicht besiegt ist. Dies ist die zweite für den Goldpreis sehr wichtige Beobachtung. Zwar liegt das Inflationsniveau heute niedriger als noch vor einem Jahr, doch hoch und damit für die Verbraucher unangenehm ist die Geldentwertung dennoch.
Dass gerade in einer solchen Situation, in der die Inflation noch nicht wirklich niedrig ist, die Zinsen wieder gesenkt werden sollen, stellt ein gewisses Risiko dar, welches das Gold tendenziell begünstigt. Denn sollte die Inflation bei sinkenden Zinsen wieder Fahrt aufnehmen, dürfte auch der Goldpreis sehr schnell mit einem Anstieg auf die veränderte Situation reagieren.
Das World Gold Council kommt deshalb zum Schluss, dass der Goldpreis zur Jahresmitte „im Großen und Ganzen die Konsenserwartungen für die zweite Jahreshälfte widerspiegelt.“ Das klingt zunächst einmal gut. Doch die Warnung folgt unmittelbar auf dem Fuß, denn der Branchenverband der Goldindustrie gibt zu bedenken, dass „die Dinge selten nach Plan verlaufen“.
Am Beginn des zweiten Halbjahrs ist die Situation deshalb so, dass sowohl die Weltwirtschaft wie auch der Goldpreis auf einen einen Katalysator zu warten scheinen.