Wenn die Rede auf die Edelmetalle kommt, denken die meisten vor allem an das Gold und dann auch noch an das Silber. Weit aus weniger im Fokus stehen die anderen Edelmetalle. Noch recht bekannt sind die weißen Edelmetalle Platin und Palladium. Aber beim Rhodium werden viele Anleger schon passen müssen, obwohl der goldene Ring, den viele am Finger tragen, ohne den Zusatz von Rhodium schon längst verbeult und unansehnlich geworden wäre, würde er nur aus dem reinen und relativ weichen Gold bestehen.
Für Platin verliefen die letzten zwölf Monate enttäuschend, für das Palladium waren sie eine handfeste Katastrophe, denn der Kurs ging in US-Dollar berechnet um 36,23 Prozent zurück. Platin hielt sich demgegenüber noch recht gut und kam lediglich auf ein Minus von 1,34 Prozent. Allerdings hat hier der Ausverkauf bereits früher eingesetzt, sodass auch für jene Investoren, die auf das Platin gesetzt haben, die vergangenen Jahre eine herbe Enttäuschung waren.
Seit es wieder positive Zinsen für Anleihen und Sparguthaben gibt, lässt die Nachfrage nach Platin und Palladium zu Investmentzwecken nach. Hinzu kommt, dass der Erwerb von Barren und Münzen in Deutschland mit dem vollen Mehrwertsteuersatz belegt ist. Dieser muss zusätzlich zur Händlermarge zunächst einmal verdient werden, damit ein Investor überhaupt ein Plus macht.
Schwerwiegender für die Preisentwicklung war jedoch die Energiewende, denn seitdem die Politik beschlossen hat, dass auf den Straßen bald nur noch Fahrzeuge mit Elektromotor unterwegs sein sollen, gelten Platin und Palladium vielen Anlegern nur noch als Auslaufmodelle, die bald niemand mehr benötigen wird.
Dass das Platin als Katalysator innerhalb der Wasserstofftechnologie eine hohe Bedeutung hat, wird dabei geflissentlich ausgeblendet. Die Folge war zunächst beim Platin und jetzt auch beim Palladium ein Preisrückgang der Extraklasse. Weil Platin vor allem in den Katalysatoren für Dieselfahrzeuge zum Einsatz kommt, begann hier der Abverkauf bedingt durch den Dieselskandal schon einige Jahre früher.
Schaut man allein auf die Charts, ist es schwer anzunehmen, dass die beiden Edelmetalle noch eine Zukunft haben sollen. Gleiches gilt für das Rhodium. Es hat zwar eine Jahresproduktion, die so gering ist, dass sie auf drei bis vier große Lastwagen passt, wird aber ebenfalls vor allem in der Katalysatorenherstellung eingesetzt.
In den Bilanzen der großen Bergbaukonzerne hat der Preisrückgang inzwischen tiefe Spuren hinterlassen. Die Branche reagiert derzeit wie alle Sektoren zu reagieren pflegen, die einem scharfen Gegenwind ausgesetzt sind. Stellen werden gestrichen und Investitionsprojekte verschoben oder ganz aufgegeben.
Damit wird unweigerlich die Basis für den nächsten Aufschwung gelegt, denn das Angebot ist jetzt schon geringer als die Nachfrage und welcher Palladium- oder Platinbesitzer verspürt schon die Lust, sein Metall ausgerechnet im Tal der Tränen zu besonders schlechten Preisen zu verkaufen?
Anglo American Platinum meldet Mega-Gewinneinbruch
Betroffen von der Misere ist allen vor Anglo American bzw. dessen ebenfalls börsennotierte Tochter Anglo American Platinum (Amplats) mit Sitz und operativem Zentrum im platinreichen Südafrika. Das Unternehmen ist mit einem Marktanteil von mehr als 30 % der größte Platinproduzent der Welt und mit rund 1 Million Unzen der zweitgrößte Palladiumproduzent. Vor wenigen Tagen jedenfalls hat Amplats seine neusten Zahlen veröffentlicht, die alles andere als hervorragend waren.
Das Unternehmen meldete für 2023 einen Umsatzeinbruch von -24 %. Das Betriebsergebnis (bereinigtes EBITDA) fiel indes um -67 %, der Nettogewinn gar um -71 %. Die Gewinnmarge und der Cashflow sackten daraufhin deutlich ab. Die Dividende wurde sogleich um -81 % gekürzt.
Wie Sie anhand der beiden Charts erahnen können, erwies sich für Amplats vor allem das Palladium als Belastungsfaktor. Große Einbrüche bezüglich der realisierten Preise musste der Konzern jedoch auch beim Rhodium (ebenfalls ein Platinmetall) und nicht zuletzt beim Nickel einräumen.
Amplats streicht Tausende Arbeitsplätze und legt Projekte auf Eis
Anglo American Platinum will nun auf die Krise reagieren und hierfür den Rotstift zücken. Demnach sollen in den südafrikanischen Betrieben des Unternehmens rund 3.700 Arbeitsplätze wegfallen. Das wären in etwa 17 % der Gesamtbelegschaft. Es sei der letzte Ausweg, betonte Amplats-Chef Craig Miller. Der Manager sei sich der Herausforderungen in Südafrika hinsichtlich der Arbeitslosigkeit bewusst und der sozioökonomischen Folgen der nun angekündigten Maßnahme.
Neben den Stellenstreichungen will Amplats auch bei einigen Wachstumsinvestitionen die Reißleine ziehen. Insgesamt sollen im laufenden Jahr Einsparungen von 10 Milliarden Südafrikanischen Rand (etwa 490 Millionen Euro) ermöglicht werden. Betroffen von den Kürzungen sind unter anderem geplante Projekte im Amandelbult-Komplex, wo der Konzern bereits zwei Untertageminen betreibt. Das Unternehmen werde weiterhin alle Hebel in Bewegung setzen, um seine Effizienz zu verbessern und behalte sich angemessene Reaktionen vor, sollten die Platinmetallpreise weiter fallen, so Amplats-CEO Miller mit Blick auf mögliche zusätzliche Maßnahmen.
Anglo American Platinum ist freilich nicht der einzige Platin-Akteur, der aktuell in der Krise steckt. Auch andere Branchenvertreter gerade aus Südafrika wollen Stellen streichen und verschieben Investitionen nach hinten. Darunter: Sibanye Stillwater und Impala Platinum.
Mein Fazit für Sie
Die Abwertung des Rohstoffsektors im letzten Jahr hat auch die Platinmetalle kalt erwischt – vor allem Palladium und Rhodium. Ähnlich wie bei Nickel oder Lithium reagiert auch die Platinbranche nun mit Investitionskürzungen und Stellenstreichungen auf die Krise. Die umfangreichen Maßnahmen von Anglo American Platinum sprechen Bände.
Die Verengung des Marktes verschafft den Preisen für die Metalle der Platingruppe wiederum ein gewisses Comeback-Potenzial. Schon im Dezember hatte das einflussreiche World Platinum Investment Council ein Defizit für die Platinmetalle prognostiziert, das bis 2027 auf 8 % der Nachfrage anwachsen könnte. Die Experten begründen diese Prognose mit den immer häufigeren Profitabilitätsproblemen der Minen im Zuge der Preisrückgänge. Die Gefahr von Versorgungsengpässen werde sich dadurch verschlimmern, so die Organisation.
Es bleibt also spannend. Was Sie als Anleger nicht unterschätzen sollten: Die Platinmetalle, allen voran Platin selbst und Palladium, sind wichtige Rohstoffe für Autokatalysatoren und tragen als solche zur Verbesserung der Umweltbilanz von Diesel- und Benzin-Fahrzeugen bei. Das Verbrennerzeitalter jedenfalls ist angesichts der zuletzt eher schleppend wachsenden Elektroauto-Absätze längst nicht vorüber.
Erfolgreiche Investments