schon in den Tagen vor seinem Amtsantritt hat Donald Trump international Aufmerksamkeit erregt, indem er seinen Vorschlag aus dem Jahr 2019 wiederholt hat, Grönland von Dänemark zu kaufen. Als historisches Vorbild dienten ihm damals wie heute die Käufe der Inseln St. Thomas, St. John und St. Croix. Sie wurden im Jahr 1917 tatsächlich von Dänemark an die USA verkauft.
Das führt zwangsläufig zu der Frage, ob das historische Vorbild heute noch einmal geschehen könnte, nur dass die zu verkaufende Insel in diesem Fall Grönland wäre. Die Antwort ist ein klares Nein, denn 1917 war Dänemark eine Kolonialmacht und die damaligen Kolonialmächte haben tatsächlich mit Ländern gehandelt und diese gegeneinander getauscht wie Kinder mit Murmeln.
So erwarb Deutschland beispielsweise von Großbritannien die Hoheit über Helgoland im Austausch gegen seine Ansprüche auf Sansibar und bekanntlich haben die Amerikaner Alaska dem russischen Zaren abgekauft. Doch diese historischen Vorbilder haben ausgedient, denn erstens stehen Länder nicht mehr zum Kauf und zweitens ist auch Dänemark keine Kolonialmacht mehr.
Grönland ist viel unabhängiger von Dänemark als es Donald Trumps Kaufangebot ahnen lässt
Die heutige Verbindung Dänemarks zu Grönland ist die einer Föderation. Dänemark besteht damit aus drei Teilen, die selbständig sind: Dänemark, Grönland und die Färöer-Inseln. Dabei genießen die Färöer und Grönland eine weitgehende Unabhängigkeit. Von Kopenhagen abhängig sind beide vor allem in den Fragen der Verteidigung. Auf Grönland leben lediglich 57.000 Menschen in weit über die Insel verstreuten Siedlungen.
Die Grönländer haben zwar ein starkes Verlangen nach Unabhängigkeit und auf der Insel wird auch diskutiert, ob sich das Land vollständig von Dänemark lösen soll, doch das Ziel und die Kraft, ein eigenes Militär und eine umfangreiche Verwaltung aufzubauen, haben die Grönländer nicht.
In allen anderen Bereichen entscheiden die Grönländer jedoch selbst. Deshalb ist die Idee Donald Trumps, der Regierung in Kopenhagen einen Verkauf Grönlands an die USA vorzuschlagen, vollkommen absurd. Er könnte genauso gut die Bundesregierung in Berlin fragen, ob diese ihm Luxemburg oder Österreich verkauft.
Was sind die wahren Motive des neuen US-Präsidenten?
Da die Grönländer schon seit einiger Zeit darüber diskutieren, ob sie sich vollständig von Dänemark lösen wollen, ist kaum zu erwarten, dass sie gleichzeitig den Wunsch hegen, der 51. Bundesstaat der USA werden zu wollen. Politisch ist der Gedanke, Grönland von Dänemark kaufen zu wollen, damit so weltfremd, dass auch Donald Trump ihn kaum ernst meinen kann.
Wenn er ihn dennoch gleich zweimal, zum ersten Mal 2019 und jetzt wieder öffentlich äußert, dann dürften andere Motive als eine imperialistische Vergrößerung der USA für seinen wiederholten Vorstoß verantwortlich sein. Diese Motive sind könnten sowohl wirtschaftlicher wie auch militärischer Natur sein.
Militärisch ist die Insel für die USA von sehr großer Bedeutung, denn russische Interkontinentalraketen müssen Grönland überfliegen, wollen sie Ziele in den USA treffen. Als Basis für verschiedene Radar- und Aufklärungsstationen bietet sich die Insel daher an und sie wird als solche auch seit den 1950er Jahren genutzt. Wollen die USA diese Form der Nutzung weiter ausbauen, müssten sie allerdings mit der grönländischen Regierung in Nuuk sprechen und nicht Kopenhagen ein öffentliches Kaufangebot für Grönland machen.
Als rohstoffreiches Land ist Grönland für die USA und für Europa gleichermaßen interessant
So bleiben als entscheidendes Kaufmotiv vor allem wirtschaftliche Überlegungen. Als Absatzmarkt ist Grönland mit lediglich 57.000 Einwohnern für die USA vollkommen uninteressant, als Rohstofflieferant jedoch umso interessanter, denn unter dem ewigen Eis lagern Seltene Erden, Kupfer, Nickel und die Elemente der Platingruppe, um nur einige der interessantesten Rohstoffe, über die das Land verfügt, zu nennen.
An dieser Stelle macht es für Donald Trump und die USA sehr viel Sinn, sich mit den Grönländern an einen Tisch zu setzen und über Formen der Kooperation zu sprechen. Aber erneut wäre dann die Regierung in Nuuk und nicht die in Kopenhagen der richtige Ansprechpartner.